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Bis heute eindrucksvoll

 
     
 
Erich Loest erzählt in dem vom Deutschen Taschenbuch Verlag wiederaufgelegten, 1950 erstmals erschienenen Roman "Jungen die übrigblieben", die Geschichte des jungen Walther Uhlig, der kurz vor Kriegsende von der Schule abgeht und zum Kriegsdienst einberufen wird.

Walther und die anderen Kindersoldaten lernen schon bald den harten Drill ihrer Vorgesetzten kennen. Hart sind die Strafen für die kleinsten Vergehen oder Schlamperein, und dieses gemeinsame Leiden und der indoktrin
ierte Nationalfanatismus schweißen die Jungen zu einer Gruppe zusammen, die nur ein Ziel vor Augen hat, nämlich den Krieg für den Führer und das geheiligte Vaterland zu gewinnen.

Wenige Tage bevor die jungen Männer tatsächlich in den Krieg ziehen, vertraut Walther seinem Kameraden Dittrich seine gewagten Zweifel am Endsieg an.

",Was ist mit dir bloß los? fragte Dittrich eines Abends. ... ,Sag mal , fragte Uhlig plötzlich, glaubst du, daß wir den Krieg noch gewinnen? Dittrich war überrascht. ,Natürlich , sagte er. ,Siehst du. Und ich eben nicht. Deswegen das alles. Deswegen halte ich mich zurück. Ich will nicht Unteroffizier werden und schon gar nicht Offizier. Dann wäre ich viel mehr gefährdet. Ich will nicht verrecken für eine Sache, die ohnehin schon verloren ist. ...?

Dann kommt der entscheidende Befehl. Die jungen Soldaten verlassen das Truppenlager, um dem wahren Krieg ins Auge zu sehen.

Walther überlebt das schreckliche Kriegsinferno, gerät jedoch in sowjetische Gefangenschaft.

"Uhlig wußte nicht, wie lange er gelegen hatte, als Rufen und Lachen in sein Bewußtsein drang. ,Fritz! Fritz! Etwas hartes stieß an seine Schulter. Als Uhlig die Augen öffnete, standen vier russische Soldaten vor ihm. Sie hielten die Maschinenpistolen auf ihn gerichtet ..."

Als Uhlig aus der Kriegsgefangenschaft entlassen wird, scheint das Leben jedoch nicht leichter, sondern aufgrund der vorherrschenden Perspektivlosigkeit eher schwerer.

",Früher gab es Werte , sagte Uhlig. ,Möglicherweise war es Blödsinn: Ehre, Gewissen ... Aber die Leute konnten sich daran festhalten wie an einem Geländer, wie an einem Tau. Und heute? ... ,Stimmt , sagte Steinbach. ,Das ist alles zum Teufel. Wir müssen uns mühsam eine neue Moral zusammenklauben ... wir haben nichts, was noch Gültigkeit hätte. "

Uhlig und seine Kameraden fühlen sich verraten und verlassen, wie "Jungen die übrigblieben".

Loest, der selbst in der Endphase des Zweiten Weltkriegs als sogenannter "Werwolf" aktiv war, beschreibt in diesem Buch das Schicksal der Kindersoldaten, die mit großen Träumen und festem Glauben an das Bestehende und ohne die geringste Ahnung, was sie in Wirklichkeit erwartete, in den Krieg zogen. Jene, die das Glück hatten zu überleben, kehrten jedoch desillusioniert, frustriert und perspektivlos zurück in die noch vor kurzem so gepriesene zerstörte deutsche Heimat.

Dem ehemaligen DDR-Schriftsteller und späteren Bautzen-Häftling Loest ist es gelungen, die gähnende emotionale Leere, die in den jungen Heimkehrern herrscht, für den Leser gut nachvollziehbar darzustellen. Das abrupte Ende des Buches verstärkt diesen Effekt und stimmt nachdenklich. Ein lehrreicher, interessanter und berührender Roman.

Erich Loest: "Jungen die übrigblieben", dtv, München 2006, 380 Seiten, 10 Euro: 5530
 
     
     
 
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