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Leider zu vorhersehbar

 
     
 
Völlig überraschend wird der junge Obergefreite Roth, der 1943 als Dolmetscher und Übersetzer in Paris stationiert ist, in die "Rue des Saussaies" versetzt. Anstelle des Übersetzens von Depeschen und Briefen soll er nun für die deutsche Geheimpolizei bei der Befragung französischer Gefangener dolmetschen. Roth trägt seine neue Aufgabe keineswegs mit Fassung, da er miterleben muß, wie Verdächtigen Finger ausgerenkt oder sie verprügelt werden. Zum Ausgleich seines erdrückenden Arbeitstages schlendert er gern durch die Gassen der französischen Haupt
stadt, durchstöbert Buchhandlungen und beobachtet die Menschen um sich herum.

Vor allem diese Rundgänge des in die Fremde versetzten Deutschen beschreibt der in Berlin lebende Autor Michael Wallner in seinem neuen Roman "April in Paris" sehr lebendig. Der Rest ist allerdings sehr vorhersehbar. Roth trifft bei seinen Spaziergängen eine junge Frau, in die er sich sofort verguckt. Um ihr nahezukommen, verkleidet er sich als Franzose. Unter dem Namen Antoine gelingt es ihm, die Aufmerksamkeit Chantals auf sich zu ziehen. Schnell stellt sich allerdings heraus, daß Chantals Vater Joffa beim französischen Widerstand aktiv ist, und als Roth bei seiner Arbeit von einer geplanten Razzia bei Verbündeten von den Joffas erfährt, warnt er Chantal. Doch sein Verrat an dem deutschen Geheimdienst bleibt nicht unentdeckt.

Michael Wallner schreibt durchaus ambitioniert, doch irgendwie springt der Funke nicht über. Allerdings gelingt es ihm auch, seinen Roman nicht zum Kitsch werden zu lassen, was auch daran liegt, daß es kein glückliches Ende gibt.

Kritiker warfen dem Autor allerdings vor, er würde das Thema Zweiter Weltkrieg zu verharmlosend behandeln, schließlich wäre Roth doch ein Deutscher und somit ein böser Besatzer. Bei Wallner hingegen ist er ein junger Mann, der eher durch Zufall in den Krieg hereingeraten ist, und bis zum Ende keine klare Position bezieht, sondern immer nur im Kleinen denkt und für den die Erfüllung seiner Liebe zu Chantal über allem steht.

Genauso wie übrigens der Autor selbst, denn für den steht auch seine Geschichte im Vordergrund, ohne daß er damit Vergangenes politisieren, werten oder aufarbeiten will.

Michael Wallner: "April in Paris", Luchterhand, München 2006, geb., 238 Seiten, 19,90 Euro 5658

 
     
     
 
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