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Man mag zur Intervention im Irak stehen, wie man will, aber daß die spanischen Wahlen genauso ausgingen, wie es die fanatischen Islamisten mit ihrer Madrider Bluttat bezweckt hatten, dürfte klar sein.
Letzteres unterstreicht ein im Dezember von norwegischen Militärs im Internet entdeckter Text, der auf einem Server in Pakistan installiert wurde. Darin findet sich folgende Analyse der spanischen Politik: "Wir gehen davon aus, daß die Regierung sich nach zwei,drei Anschlägen nicht mehr wird halten können und unter dem Druck der Öffentlichkeit einen Teil seiner Truppen abzieht.
Nach diesen Anschlägen wird die sozialistische Partei einen gewissen Sieg davontragen und der Rückzug der spanischen Truppen aus dem Irak wird folgen. Wir sind davon überzeugt, daß der Rückzug der spanischen und italienischen Truppen zu einem Druck auf Großbritannien führen wird und Tony Blair seine Position nicht wird halten können."
Aus mitteleuropäischer Sicht ist das Dokument auch deshalb interessant, weil es Ausführungen über Polen einschließt. Dieses wird als rückständiges Land beschrieben, das sich allerdings rasch entwickele. Zusammenfassend heißt es über Polen, daß dieses "trotz aller seiner Schwäche und Armut unter den Ländern, die im Irak geblieben sind, die meisten Soldaten entsandt hat und außer menschlichen Verlusten nichts riskiert".
Nachdem die Gazeta Wyborcza den Text am 1. April auszugsweise veröffentlicht hatte, entgegnete Präsident Kwasniewski in der Radiosendung "Signale des Tages" auf den Einwurf des Moderators, man könne ja die eigenen Soldaten aus dem Irak abziehen, damit die polnische Bevölkerung keine Angst vor Anschlägen haben müßte, mit den klugen Worten (die man deutschen Politikern ins Stammbuch schreiben sollte): "Diese Entscheidung würde einen Anschlag vielleicht noch wahrscheinlicher machen, denn in der Regel werden Länder angegriffen, die als schwach gelten, in denen man (...) Emotionen schüren kann."
Wie Kwasniewski beharrte der designierte Miller-Nachfolger Marek Belka auf dem Verbleib der polnischen Truppen. Gegenüber der Deutschen Welle stellte er fest, daß ein vollständiger Abzug zum jetzigen Zeitpunkt von Al Kaida als Sieg gewertet würde.
Ähnlich argumentierte Geheimdienst-Chef Siemiatkowski, der der Gazeta Wyborcza sagte: "Je mehr Stimmen es gibt, die den Rückzug aus dem Irak fordern, desto stärker wird der Nährboden für Anschläge." (MS)
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