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Als der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. im Juni 1941 verstarb, hinterließ er eine umfangreiche fotografische Sammlung. Die frühesten Fotos entstanden 1845, die letzten Aufnahmen kurz vor dem Tod des Monarchen. Eine Vielzahl der mehr als 12.000 historischen Fotografien befindet sich im niederländischen Exil Haus Doorn. Erstmals seit 1918 ist eine Auswahl dieser Sammlung wieder in Deutschland zu sehen. In 210 Fotografien und 20 Alben wird die ein Jahrhundert umfassende Fotogeschichte der kaiserlichen Sammlung gezeigt. Ergänzt wird die Auswahl durch 30 Fotografien aus den Beständen der Stiftung.
Wie kein anderer Monarch nutzte Wilhelm II. die Fotografie zur Darstellung seiner eigenen Person. So zeigen sie ihn als Obersten Kriegsherren in den Uniformen verschiedener in- und ausländischer Regimenter. In regelmäßiger Wiederkehr werden Militärparaden, Manöver , die Marine, Reisen und Familienmitglieder im Bild festgehalten. In der Sammlung kommen alle in dieser Zeit üblichen fotografischen Techniken vor: Daguerreotypien, Salzdrucke, Albumindrucke bis hin zu Licht- und Entwicklungsdrucken, Platindrucke und Pigmentdrucke. Die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) zeigt die Ausstellung der kaiserlichen Fotografien in Kooperation mit der Stiftung Haus Doorn und dem Haus Marseilles, Museum für Fotografie Amsterdam. Bis zum 30. Oktober kann die Ausstellung in den Unteren Roten Kammern im Neuen Palais in Potsdam besichtigt werden.
Einen besonderen Höhepunkt gibt es am Sonnabend, 17. September, zu bestaunen. Da wird im Schloßtheater, das einst auch Wilhelm II. für kinematographische Vorführungen vor einem ausgewählten Publikum nutzte, der Dokumentarfilm "Majestät brauchen Sonne" von Peter Schamoni gezeigt (15 Uhr, Anmeldung unter Telefon 03 31 / 96 94 317; 5 beziehungsweise 4 Euro). Der Titel war ein geflügeltes Wort im Berlin um 1900, da der Kaiser bei Regen auch schon einmal eine Parade ausfallen ließ. Zu sehen sind in dem im Jahr 2000 erschienenen Streifen Originalaufnahmen, die Wilhelm II. beim Sport, auf der Jagd, zu Wasser, auf dem Pferd, bei der Parade und im Exil zeigen.
Ein kostbares Urlaubssouvenir Kaiser Wilhelms II. lädt ebenfalls bis Ende Oktober im Neuen Palais zur orientalischen Träumerei ein: Die feierliche Tafel mit dem "Damaskusservice" gibt einen lustvollen Eindruck eines kaiserlichen Diners zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Präsentiert wird eine 14 Meter lange und festlich gedeckte Tafel für 24 Personen mit 120 silbern blitzenden Bestecken, 144 strahlenden Gläsern, anmutig drapierten Servietten, eleganten Blumengestecken und knapp 100 prächtigen Porzellanen. Das Damaskusservice ist die letzte große Modellkreation, die die Berliner Porzellan-Manufaktur KPM für Wilhelm II. schuf. Als Vorlage diente eine große, chinesische Schüssel aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, die der Kaiser auf seiner zweiten Orientreise 1898 in Damaskus von Oberst Sadyk et Moueyed, einem Patrizier, als Geschenk erhalten hatte.
Öffnungszeiten im Neuen Palais: Sonnabend bis Donnerstag von 9 bis 17 Uhr, freitags geschlossen. pm
In Pose: Kaiser Wilhelm II. mit seinem ältesten Enkel Wilhelm. Dieser fiel 1940 in Frankreich als Oberleutnant der Reserve. |
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