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Weiße Wolkenschiffe ziehen über einen strahlend blauen Himmel. Leise platschen die Wellen an den fast weißen Sandstrand. In der Ferne sieht man ein Schiff, das sich auf der Linie des Horizonts zu bewegen scheint. Kinder schreien mit den Möwen um die Wette. Es ist Sommer, ein herrliches Leben am Strand, weit der Himmel, weit das Meer. Ein Gefühl der Freiheit überwältigt den Erholung-suchenden geradezu. Und man muß kein Maler sein, um von dieser Landschaft fasziniert zu sein.
Die 15. landesweite Kunstschau des Künstlerbundes Mecklenburg-Vorpommern präsentiert derzeit im Kunsthaus Stade unter einem gemeinsamen Motto die Arbeiten mehrerer Künstlergenerationen, welche die Eigenständigkeit und Bedeutung dieser immer noch viel zu wenig beachteten Kunstlandschaft entlang der Ostsee sichtbar machen. Die Positionen von 37 Künstlern werden in einen kunsthistorischen und thematischen Zusammenhang gestellt: Meer, Strand und Himmel. Der Ausstellungstitel, der sich auf ein 1908 in Warnemünde entstandenes Gemälde von Edvard Munch bezieht, verweist auf eine tiefe Sehnsucht vieler Künstler der Moderne, die aus den traditionsreichen Kunstzentren nach Mecklenburg und Vorpommern kamen. Suchten noch manche Künstler Anfang des 20. Jahrhunderts Zuflucht vor "grauer Städte Mauern", vor moralischer Engstirnigkeit und Pharisäertum, so strebten sie auch nach der Erfahrung unverstellter, unbegrenzter Natur, um neue künstlerische Möglichkeiten zu erproben. Ab 1933 aber verließen Künstler wie Otto Niemeyer-Holstein, Otto Manigk, Herbert Wegehaupt und viele andere die großen Städte aufgrund politischer Bevormundung und totalitärer Herrschaft. Mit ihrer künstlerischen und politischen Haltung waren sie Vorbilder für die folgenden Generationen.
15 Jahre nach der Gründung sind heute 285 Mitglieder im Künstlerbund Mecklenburg und Vorpommern organisiert. Neben den Inseln Rügen und Usedom sind es vor allem Orte wie Ahrenshoop oder Plüschow mit ihren Künstlerhäusern, wo die Künstler oft eine Atmosphäre des lebendigen Austausches finden, die es ihnen ermöglicht, neue künstlerische Wege zu gehen. Alle Genres gegenwärtiger Kunstproduktion - Malerei, Graphik, Skulptur, Installation sowie Fotografie, Computeranimation und Medienkunst - sind in dieser Ausstellung vertreten.
Eröffnet wird die Schau mit Malern auf Usedom wie Otto Niemeyer-Holstein, Otto Manigk, Herbert Wegehaupt, den Söhnen Oskar Manigk und Matthias Wegehaupt, dem zwischen Berlin und der Insel pendelnden Ernst Schroeder und Sabine Curio. Allen gemeinsam ist der nüchterne, unsentimentale Blick auf die Natur. Die Auseinandersetzung der Künstler mit der natürlichen und der künstlichen zweiten Natur reicht vom genauen, an den Erscheinungsformen der Landschaft geschulten Blick, wie ihn Hartwig Hamer, Annelise Hoge, die mit übermalten und doppelt belichteten Fotos an eine Reise nach Memel erinnert, und Susanne Pfeiffer kultivieren, über mediale Verfremdungen bei Andreas Barth, Udo Dettmann, Lutz Grünke, Udo Rathke, Thomas Sander und Mike Strauch sowie ironisch sarkastische Brechungen bei Matthias Kanter, Oskar Manigk und Klaus Walter bis hin zu poetischen Abstraktionen der Landschaft bei Sylvia Dallmann, Bernd Engler, Anne Sewcz, Mike Strauch, Iris und Reinhard Thürmer, Thomas Wageringel, Matthias Wegehaupt, Michael Wirkner, Miro Zahra, Tanja Zimmermann und Zwinger. Auf der Suche nach der Heimat beziehungsweise den Landschaften und Orten der Kindheit sind Sven Ochsenreither, Lucia Schoop, Barbara Tucholski und Günther Uekker. - Es sind meist düstere Arbeiten der jüngeren Künstler, Arbeiten, die so gar nicht an einen unbeschwerten Sommertag am Meer erinnern. - Schade. pm/os
Die Ausstellung "Meer, Strand und Himmel" im Kunsthaus Stade, Wasser West 7, ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr und am Wochenende von 10 bis 18 Uhr geöffnet, bis 27. August.
Ernst Schroeder: Ostseelandschaft mit Fischernetzen (Öl, 1956 / 58) Pommersches Landesmuseum
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