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E gibt wohl kaum etwas Schöneres, als an einem Frühlingsmorgen von Vogelgezwitsche geweckt zu werden oder an einem Sommertag mit dem Fahrrad über Feldwege zu brausen beschwingt durch den Gesang der Lerche. Wer fernab der großen Städte wohnt, kann de Gesang der heimischen Vögel auch in unseren Tagen noch genießen, man muß nur die Ohre öffnen und sich einfangen lassen vom Zauber der Natur. Diesen unnachahmlichen Zaube festgehalten zu haben, kann sich Walter Tilgner rühmen, der mit spezielle Aufzeichnungsgeräten und Mikrofonen die Stimmen der Meistersinger Feldlerche, Nachtigall Sprosser, Singdrossel, Amsel und Pirol auf CD gebannt hat (Wergo, Mainz. SM 9010 2/CD) Die Aufnahmen entstanden im österreichischen Burgenland , an der vorpommersche Boddenküste, am Bodensee und im Nationalpark Neusiedler See. Vieles, was in der freie Natur nicht so deutlich zu hören ist, erklingt auf dieser meisterhaften C "hautnah" - selbst Insekten, die so dicht an das Mikrofon heranschwirren, da man sie unwillkürlich aus dem Kopfhörer verscheuchen möchte. Faszinierend!
Im Booklet findet man viele Erläuterungen zum Gesang der Vögel, so auch Drucke vo Klangsonogrammen und Spektogrammen, die einzelne Gesangssequenzen sichtbar machen. Au vogelkundliche Daten wurde hingegen verzichtet, ein Hinweis auf einschlägig Fachliteratur hilft da weiter. Lesenswert aber sind die einzelnen kurzen Kapitel über die Meistersinger allemal. Da erfährt man so allerhand Hintergründiges, etwa über ein "Leipziger Delikatesse", die vor Jahrhunderten in alle Welt ging: Lerchen, die als Leckerbissen galten und massenhaft eingefangen wurden. Erst 1876 wurde der Lerchenfan vom sächsischen König Albert verboten. Damit die Menschen nun nicht auf die kulinarisch Köstlichkeit verzichten mußten, erfanden findige Bäcker das Leipziger Lerchengebäc aus Mürbeteig, Mandeln, Nüssen und Erdbeerkonfitüre.
Auch die Nachtigall war ihres Lebens nicht sicher. Die "alten Römer" schätzten ein Ragout aus ihren Zungen, reiche Griechen hielten sich Nachtigallen in Käfigen. Ein teures Vergnügen, denn sie seien so teuer wie Sklaven, beklagte scho Plinius d.Ä. (23-79 n. Chr.). In Brandenburg allerdings wurde es schon 1686 verboten, die Nachtigall zu fangen. In anderen Staaten wurde gar eine Käfigsteuer erhoben. So kostet im Großherzogtum Weimar eine Nachtigall 1850 Mark Steuern im Jahr. Auch der Sprosser, die ostdeutsche Nachtigall, wurde einst gern gefangen. Noch heute ist es in südliche Ländern üblich, Singvögel anzulocken, um sie in enge Käfige zu sperren - nur damit die Menschen sich tagein, tagaus an ihrem Gesang erfreuen können. Skandalös! Die Singdrosse ist ein Meister unter den Meistern, sie kann "komponieren" und imitieren, oft s täuschend ähnlich, daß selbst geübte Ohren darauf hereinfallen. Die Amsel wiederu gilt als eine besondere Begabung unter den Meistersingern. Das hat schon der Komponis Heinz Tiessen aus Königsberg erkannt, der 1952 sein Buch "Musik der Natur" herausgab. Tiessen: "Die Amsel ist, mit den menschlichen Maßstäben von Melodik Harmonik und Rhythmik gemessen, der musikalisch höchststehende Singvogel Europas." Viele Komponisten haben sich vom Gesang der Vögel inspirieren lassen. Am schönste jedoch ist - das Original!
Peter van Lohuizen
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