|
So kam er dann, der Euro, über die braven, ungefragten Deutschen, wie ein unausweichliches Naturereignis. Kohl aber ging und nahm die DM mit. Doch nur der DM trauerte der Stammtisch nach. Wehmut kam auf. Mit Ludwig Erhards DM ist ein Stück deutscher Identität verlorengegangen. Ein "Auf Wiedersehen" gibt es nicht bei Entscheidungen, die man auch dann nicht rückgängig machen kann, wenn sie sich als falsch erweisen. Ein britischer Gast am Stammtisch staunte: "Die Deutschen bringen ein ungeheures Opfer. Sie treten einen Teil der Kontrolle über ihre Währungspolitik an Staaten ab, die traditionell inflationär sind."
Der Brite staunte auch darüber, daß Deutschland trotz der Milliarden kosten zur Überwindung der Sozialismusfolgen in der früheren DDR fleißigster Nettozahler in der Europäischen Union (EU) sei und Jahr für Jahr weit mehr als 20 Milliarden DM in die EU-Kasse zahle. Der Stammtisch meinte dazu, "Europa" sei Kanzler Kohl lieb und teuer gewesen. Für den von allen Deutschen heiß ersehnten Abzug der Roten Armee aus Deutschland habe Kohl zunächst ganze sechs Milliarden DM zahlen wollen und schließlich auf Druck von Gorbatschow zwölf Milliarden herausgerückt. Die "Westliche Wertegemeinschaft" namens EU hingegen erhalte anstandslos Jahr für Jahr fast doppelt soviel, um ihr so die deutsche Wiedervereinigung schmackhaft zu machen. Der Stammtisch meinte dazu, beim Geld höre eben die Freundschaft auf.
|
|