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Diese Lektion hat gesessen - nach der Absetzung der Mozart-Oper "Idomeneo" vom Spielplan der Deutschen Oper Berlin hat sich in Deutschland die Einstellung gegenüber der Herausforderung durch radikale Islamisten deutlich geändert. Die Opern-Kapitulation ist als Feigheit verurteilt worden.
Mozart oder Mohammed - es gibt kein Zurück mehr in alte multikulturelle Scheinwelten, selbst dann nicht, wenn "Idomeneo" wieder im Programm ist. Die öffentliche Diskussion wird davon beherrscht, wie die Werte des Abendlandes verteidigt werden können: Freiheit der Meinungsäußerung, des Glaubens, der Kunst, Freiheit der Gesellschaft. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte nur eine Sorge: "Wir müssen aufpassen, daß wir nicht aus Angst vor gewaltbereiten Radikalen immer mehr zurückweichen." Der Opern-Schock hat noch mehr Deutsche aufgerüttelt als die in der islamischen Welt inszenierten Aufregungen um den Papst.
In der Berliner "Idomeneo"-Inszenierung gibt es eine Szene, die von fanatischen Gruppen zum Vorwand für Proteste genommen werden kann. So wird unter anderem ein abgeschlagener Puppenkopf mit Turban gezeigt, der Mohammed darstellen soll.
Die Intendantin der Oper, Kirsten Harms, war von der Berliner Innenbehörde wegen dieser "Idomeneo"-Schlußszene auf eine "unspezifische Gefahrenlage" hingewiesen worden, sie entschied sich für den radikalen Eingriff.
Üblicherweise wird auf unseren Bühnen wenig geboten, was die Grundwerte der Gesellschaft pflegen und fördern könnte; dafür im Übermaß deutsche Selbstkasteiung und ein Kulturmischmasch, der die Vorzüge anderer Wertordnungen beweisen soll. Das klingt weltoffen, internatonal, ist in Wirklichkeit aber nur infantil.
Mit der "Indomeneo"-Tragödie haben sich die Weltverbesserer selbst widerlegt. Mozarts Choroper handelt von der tragischen Verstrickung des Fürsten Idomeneo nach dem Fall Trojas in die Rachegelüste der antiken Götter; das sperrige Werk wurde wenig gespielt. Hans Neuenfels inszenierte es 2003; der jetzt umstrittene Schlußauftritt ist seine Erfindung und hat mit Mozarts Oper nichts zu tun. Neuenfels will in der Schlußszene die Überwindung aller religiöser Bindungen als Befreiung der Menschen vorführen. Dazu werden neben dem enthaupteten antiken Meeresgott Poseidon auch die blutigen Köpfe der Vertreter von Weltreligionen gezeigt: Jesus Christus, Mohammed und Buddha. An die jüdische Weltreligion hatte sich Neuenfels nicht heranmachen wollen.
Eine andere ironische Fügung: Opern-Intendantin Kirsten Harms wäre von allein nicht darauf gekommen - sie kennt ihr eigenes Repertoire nicht so genau. Harms hatte bei der Entscheidung, die alte "Idomeneo"-Inszenierung im November wieder auf den Spielplan zu setzen, nicht an den islamistisch-religiösen Zündstoff gedacht. Erst ein anonymer Hinweis aus dem Opernpublikum an die Berliner Polizei brachte den Stein ins Rollen und löste die Panik-Entscheidung der Intendantin aus.
Kirsten Harms ist seitdem weltweit heftiger Kritik ausgesetzt. Sie hatte seit dem Amtsantritt 2004 "einen schweren Stand mit ihrem blassen Programm" ("Neue Zürcher Zeitung"). Jedenfalls überzeugte ihre Arbeit in Berlin wenig - das Ensemble spielt meist vor halbleerem Haus.
Es sind Karrieren, wie sie in der parteiengesteuerten Kulturbürokratie entstehen: Kirsten Harms, Hamburgerin vom Jahrgang 1956, war in der Hansestadt auf der Querflöte ausgebildet worden, hatte dann Musikwissenschaften studiert. Sie leitete in den 90er Jahren die Kieler Oper ohne besondere Vorkommnisse, bis sie 2004 nach Berlin berufen wurde; es war eine der rätselhaften Entscheidungen des Berliner Kultursenators Thomas Flierl (PDS). |
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