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"Reisen bildet, Reisen weckt Erinnerungen. So wird aus einer Fahrt nach Masuren eine Reise durch ein gutes Jahrzehnt eines bewegten Lebens in der Kriegs- und Nachkriegszeit, voller Erlebnisse, Erfahrungen und Einsichten."
In dem Buch "Einkehr in Masuren" berichtet Renate Wittenberg von ihrer Busreise nach Masuren zum Ort ihrer Kindheit.
Auf den Spuren der Vergangenheit wird sie mit vielen Erinnerungen konfrontiert, die sie schon vergessen und verdrängt zu haben glaubte.
Neben den glücklichen Stunden auf dem Gut des Großvaters gehören natürlich der Abtransport von ihr, der Mutter und der zwei Schwestern in ein Flüchtlingslager in Österreich sowie das Leben auf der Flucht in Armut , Hunger und ständiger Angst um den Vater dazu.
"In Aistersheim, unserem nächsten Transportziel, diesmal in Österreich, nahe Linz, vegetierten wir in einem Flüchtlingslager vor uns hin ... Mutter war so etwas wie ein lebender Schutzschild für uns alle geworden. Alle wurden wir entlaust, das heißt, man sprühte uns mit einem weißen Pulver ein. Mutter filzte weiterhin mit Erfolg unsere Haare nach Läusen."
Sehr anschaulich stellt Renate Wittenberg die Unannehmlichkeiten und Nebenwirkungen der mangelnden Hygiene dar und zeigt somit ein Szenario auf, wie es sich unsereiner, für den WC und Dusche so selbstverständlich wie atmen sind, kaum vorstellen kann.
Emotional sehr berührend erfährt der Leser den Moment, als Renate Wittenberg auf ihrer Reise das Haus ihrer Kindheit besucht. Obwohl sie den Unterschied damals zu heute sehr sachlich feststellt, geht gerade diese objektive und gefühlsneutrale Beschreibung der Dinge dem Leser regelrecht unter die Haut.
Ansprechend und informativ berichtet die Autorin von den verschiedenen Stops der Busreise und ihren Wahrnehmungen als Touristin ... als Touristin in ihrer eigenen Heimat.
Renate Wittenberg: "Einkehr in Masuren - Ein Stück Zeitgeschichte", Haag, Frankfurt 2006, 69 Seiten, 10 Euro 5601 |
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