Nach-Wende-Zeit in Fotos

Die Fotografin Angelika Kampfer hatte 1990 eine sehr gute Idee, für deren Umsetzung sie Zeit brauchte. Herausgekommen ist ein Fotodokument, das zahlreiche Bewohner der neuen Bundesländer zeigt. Das besondere hieran ist, daß die Fotografin ein und die selben Personen dreimal besucht und abgelichtet hat: Die ersten Besuche waren direkt nach der Wende 1989 und 1990. Hier machte sie Aufnahmen von den Personen an ihren damaligen Arbeitsplätzen und befragte sie nach ihrer Meinung zur Wende. Das gleiche wiederholte die 1960 Geborene 1992 und 2005.

Herausgekommen ist ein ungewöhnlicher Bildband, der dokumentiert, was aus den Menschen, die absolut willkürlich ausgewählt wurden, geworden ist. Wer von ihnen hat noch einen Job, wer bewertet die Wiedervereinigung positiv, wer negativ?

"Früher hieß es ,Beschäftigung

, jetzt macht man ,Projekte ", so die 1956 geborene Kindergärtnerin Ingrid Piesker, die noch heute in ihrem Beruf tätig ist, und die keine allzu markanten Einschnitte erlebt hat. Allerdings würde es jetzt deutlich weniger Kinder geben, so die Reichwalderin. Einige der Fotografierten sind inzwischen in Rente, einer verstorben, andere arbeitslos im beziehungsweise nur geringbeschäftigt. Trotzdem ist man überrascht, daß die Mehrheit einen Job hat, mit dem sie teils zufriedener ist, als vorher. Dieses Fazit überrascht, glaubt man doch im Westen, daß die Bewohner der neuen Länder fast alle arbeitslos und unzufrieden seien. Angelika Kampfer dokumentiert also nicht nur, sondern informiert auch.

Angelika Kampfer: "Übergänge", Böhlau, Weimar 2006, 110 Seiten, 19