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Nachbarschaftsvertrag belastet

 
     
 
Die deutsche Bundesregierung hat beschlossen, die nach Polen entsandten Programmlehrkräfte ab dem Schuljahr 2000/2001 von 132 auf 80 und damit um 39 Prozent zu reduzieren. Das teilte die Bundesregierung auf eine entsprechende Parlamentsanfrage mit. Mit dieser dramatischen Reduzierung der Deutschlehrer kann die deutsche Volksgruppe in der Republik Polen die eigene Kultur kaum erhalten, geschweige denn weiterentwickeln. Gerade das hat die damals christlich-liberale Bundesregierung aber mitunter beabsichtigt, als Kanzler Kohl und Außenminister Genscher mit Zustimmung der SPD-Bundestagsfraktion am 17. Juni 1991 den Deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrag unterzeichneten. Der Vertrag kann im Juni 2001 aufgekündigt, verlängert oder fortgeführt werden.

Es ist noch nicht ersichtlich, ob eine Aufkündigung des Vertrages seitens der Bundesregierung gewünscht ist. Die Reduzierung der Deutschlehrer für die durch den Vertrag geschützte deutsche Volksgruppe könnte für eine solche Intention sprechen. Die von der Bundesregierung erklärte "Konzentration der personell
en Förderung auf Schwerpunktschulen mit Möglichkeit des Erwerbs des Deutschen Sprachdiploms II der Kultusministerkonferenz und auf Mittelpunktschulen für die deutschen Minderheiten sowie die Einrichtung von sieben regionalen Lehrerfortbildungszentren" hilft hier wenig, wenn die Lehrerstellen gekürzt werden.

Eine "Konzentration" der Ausbildung wird im Zweifel auch mit einer geographischen Konzentration einhergehen. Dies ist mit den ländlichen Strukturen Masurens und den dort weitverteilten Angehörigen der deutschen Volksgruppe kaum verträglich, werden die Schüler doch entweder aus ihrem familiären Umfeld entrissen oder von der Teilnahme am muttersprachlichen Unterricht ausgeschlossen.

Auch die polnische Regierung zieht sich aus der sowieso nur minimalen Sprachförderung zurück (Das berichtete). Dies bedeutet in jedem Fall einen kulturellen und nicht zuletzt auch sozialen Rückschritt seit dem Vertragsabschluß von 1991. Das deutsch-polnische Verhältnis wird so mit neuen – und vermeidbaren – Problemen belastet.

G. Langer

milie

 
     
     
 
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