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Der ehemalige Kulturstaatsminister und heutige Chefredakteur der Zeit, Michael Naumann, übt scharfe Kritik am Umgang der deutschen Politik mit der Hauptstadt Berlin. Der Bund und egoistische Landesregierungen trügen erhebliche Mitschuld am finanziellen Ruin der Metropole. Nach Jahrzehnten der Verhätschelung mit Subventionen hätten sich Bundes- und Landespolitiker nach 1990 "wie schnöde Dealer ... von einem zahlungsunfähigen Süchtigen" abgewendet, als hätten sie mit Berlins Subventions-Abhängi gkeit nichts zu tun.
Spätestens in diesem oder im nächsten Jahr müßten sich die Deutschen Zeugnis darüber ablegen, ob sie überhaupt eine Hauptstadt wollten - und dann die nötigen Mittel zur Verfügung stellen. Berlins Haushalt sei schließlich auch in seiner Blütezeit 1871 bis 1933 zu zwei Dritteln vom Reich und Preußen getragen worden. Die klein- staatliche "Berlin-Verachtung" sei, so Naumann, ein Spiegel deutscher Selbstverachtung. |
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