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Stichwort Unesco. Woran denkt man da? Thaj Mahal, Pyramiden, Akropolis, in Deutschland vielleicht an den Kölner Dom, den die Unesco als Kulturabteilung der Uno wie viele andere bedeutende Monumente auf die Liste des „Kulturerbes der Menschheit“ gesetzt hat. Diese Liste hat die Unesco weltbekannt gemacht.
Doch mit dem Adeln und Beschützen alter Bauwerke sind die zahlreichen Beamten der UN-Behörde kaum ausgelastet. Wie in vielen international en Organisationen ringen auch die Weltkulturbürokraten daher um ihre Extistenzberechtigung als teure Mammutbehörde und müssen sich stets neue Betätigungsfelder erschließen. Nun hat die Unesco ein globales Netzwerk kreativer Städte ins Leben gerufen. Berlin ist als erste europäische Stadt in dieses Netzwerk aufgenommen worden. „Berlin – Stadt des Designs“ heißt der neue Titel, welcher der deutschen Kapitale wegen ihrer zahlreichen Modeschöpfer, Galerien und der bunten Künstlerszene verliehen wurde. Seit Lisa Plenzke als häßliches Entlein der Sat.1-Serie „Verliebt in Berlin“ populär wurde, ist die Tatsache, daß sich Berlin zu einer Art „Mailand für Arme“ gewandelt hat, in Deutschland längst Gemeingut.
„Ziel ist die (globale) Vernetzung der kreativen Potentiale sowie die Umsetzung von Kooperationsprojekten“, fabuliert die Unesco in sprödem Manager-Deutsch. Konkret bedeutet dies der Erfahrung nach für Unesco-Angestellte ebenso wie für Berliner Beamte und Politiker, daß sie demnächst auf Kosten der Steuerzahler viele teure Reisen um die Welt machen dürfen, um am „Netzwerk“ zu knüpfen. Entsprechend glücklich war Wirtschaftssenator Harald Wolf von der Linkspartei, als er die Auszeichnung im Roten Rathaus entgegennehmen durfte. Er sprach von „idealen Rahmenbedingungen“, von „kreativer Aufbruchstimmung“ und von dem „Masterplan Design“ des Senats.
Es klang so, als ob der Senator die Früchte seiner eigenen Arbeit aufzählt. Doch seit 1990 schon strömen Künstler aus aller Welt ganz ohne staaliche Bemutterung in die Stadt. Nun erst versucht der Senat, sich selbst als Motor dieser Entwicklung aufzuspielen. Zu diesem Zweck sollen Subventionen fließen, obwohl die Stadt abgrundtief bankrott ist und ihre kreativen Köpfe in der Vergangenheit auch ohne Staatsgelder ausgekommen sind.
Wofür die Fördermittel ausgegeben werden, konnte auf der vorangegangenen Pressekonferenz besichtigt werden: für „Designopole“, den „Trend Shopping Guide“. Das ist nichts anderes als ein 200seitiger Einkaufsführer. Doch wo Subventionen sinnlos regnen, wächst der Durst ganz von selbst: Bei der Präsentation fragte ein Messeveranstalter unverhohlen: „Dürfen wir uns auf eine finanzielle Förderung bei Messen freuen?“ Wolf antwortete zurückhaltend mit Ja. |
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