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Kindheit und Jugend verlebte Hildegard Rauschenbach geborene Mischke in Dickschen, Kreis Pillkallen, wo sie auf dem elterlichen Bauerhof am 15. März vor 80 Jahren das Licht dieser Welt erblickte. Das fröhliche Kind, das immer zu Streichen und allerlei Schabernack aufgelegt war, wie sie heute mit einem Schmunzeln zu erzählen weiß, besuchte die Dorfschule - für mehr reichte das Geld der Eltern nicht. Als Tante Frieda das junge Mädchen dann nach Königsberg holte, wo sie sich zur Musiklehrerin ausbilden lassen wollte, war Hildegard begeistert - die große Stadt, die Musik, die sie für ihr Leben liebte ... Dieser Traum aber mußte bald wieder begraben werden: Hildegard kehrte im Januar 1944 nach Hause zurück, um den Eltern auf dem Hof zur Seite zu stehen; der älteste Bruder war gefallen. Im Oktober des selben Jahres mußte die Familie vor der herannahenden Roten Armee flüchten; über Wehlau gelangte man in den Kreis Karthaus - dort schlug das Schicksal dann unerbittlich zu: Hildegard wurde verschleppt und mußte im fernen Sibirien dreieinhalb Jahre lang Zwangsarbeit leisten. Unvorstellbare Entbehrungen, Heimweh, harte Arbeit ... Erst 45 Jahre später gelang es ihr, sich diese Erlebnisse von der Seele zu schreiben: In dem Erlebnisbuch "Von Pillkallen nach Schadrinsk" schildert sie ihre Zeit im Lager 6437 - und auch das Wiedersehen nach 43 Jahren. Diese Erinnerungen zeigen eindrucksvoll, "daß man trotz allem Schweren, was einem widerfahren ist, verzeihen und ein fröhlicher Mensch sein kann". Sogar im Reichstag konnte sie vor einigen Jahren vor einem ausgesuchten Publikum über ihre Erfahrungen in Sibirien berichten.
Die Ostpreußin, die seit 1950 mit ihrer Familie in Berlin lebt, hat in ihren Geschichten und Gedichten in Mundart oder Platt das dörfliche Leben in Ostdeutschland lebendig geschildert. Ihre Bücher "Zuhause in Pillkallen", "Marjellchen wird Berlinerin", "Koddrig und lustig" und "Marjellchen plachandert wieder" haben eine große Leser-gemeinde erfreut. Nicht zu vergessen ihre Beiträge in der Wochenzeitung Das . Ihre Lieder, die sie selbst vertont hat - mittlerweile sind es über 50! - und die sie lange Jahre auch selbst live vorgetragen hat, finden nun auf Musikträgern begeisterte Zuhörer. Mit ihrem Einsatz für das heimatliche Plattdeutsch in der von ihr ins Leben gerufenen Berliner Gruppe Ostpreußisch Platt hat Hildegard Rauschenbach darüber hinaus Akzente gesetzt. - Hochachtung vor dieser Frau, die sich einfach nicht unterkriegen läßt, wenn auch die Gesundheit ihr schon so manchen bösen Streich gespielt hat. Peter van Lohuizen
Das Ehepaar Rauschenbach gibt sich gegenseitigen Rückhalt. |
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