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Die Ostdeutsche Herdbuch Gesellschaft e.V. wurde im Jahre 1882 gegründet und hat bis 1945 einen beispiellosen Aufschwung genommen. Ihr Bedeutung für die Entwicklung der Landwirtschaft in Ostdeutschland und vielen benachbarte Gebieten des In- und Auslandes kann auch heute noch zu den herausragenden Kulturleistunge fortschrittlich denkender Menschen gezählt werden.
Auch nach dem Verlust Ostdeutschlands und seiner wertvollen Zuchten hat die Ostpreußisch Herdbuch-Gesellschaft wichtige Aufgaben für ihre ehemaligen etwa einhundert Mitarbeiter und ihre mehr als 6000 Mitglieder wahrgenommen. Nachdem die Zahl ihrer Mitglieder au biologische n Gründen stark gesunken ist und alle wichtigen dokumentarischen Aufgaben, die vor allem ein Vergessen der großartigen Leistungen verhindern sollen, erfüllt sind, ha der Vorstand einstimmig beschlossen, bei der dafür einzuberufenden Mitgliederversammlun den Antrag auf Auflösung des Vereins zustellen.
Mit der Mitgliederversammlung am 14. Oktober 2000 in der Lehr- und Versuchsanstalt fü Tierzucht der Landwirtschaftskammer Niederschsen in Echem, bei der 90 Prozent de anwesenden Mitglieder dem Antrag auf Auflösung zustimmten, verband die Ostpreußisch Herdbuch-Gesellschaft eine Feierstunde mit rund einhundert Mitgliedern und Gästen, in de eine 118 Jahre dauernde Geschichte würdig beendet wurde.
Dr. Wilhelm Brilling, der letzte Vorsitzende, berichtete über 118 Jahre Ostpreußisch Herdbuch-Gesellschaft, die sich von 1882 bis 1945 mit zu Ende des Zweiten Weltkrieges 608 Mitgliedsbetrieben und etwa 350 000 Tieren zur größten Rinderzucht-Vereinigun Deutschlands und Europas entwickelt hatte. Sie gewährte Beratung in allen Fragen de Zucht und der Aufzucht, der Pflege, Haltung und Fütterung der Tiere.
Durch planmäßige Zucht und Härte, Anspruchslosigkeit und Leistung wurde ein Verbesserung der Qualität erreicht. Die ersten Leistungsprüfungen wurden bereits 188 durchgeführt. 1903 wurde der erste Kontrollverein in Heinrichswalde gegründet. 190 schlossen sich die bis dahin entstandenen Kontrollvereine zusammen. Die Leistungsprüfun auf Milchmenge und Fettgehalt unter Berücksichtigung der Fütterung ist die entscheidend Grundlage für die Züchtung gewesen und hat ihre Bedeutung bis heute erhalten. Die ostdeutschen Züchter und Landwirte haben dabei für das ganze Deutsche Reich ein Vorreiterrolle gespielt.
Um auf Dauer erfolgreich zu sein, hat die Ostdeutsche Herdbuch-Gesellschaft scho bald nach ihrer Gründung besonderen Wert auf die Gesundheit der Tiere gelegt. Zu damaligen Zeit waren es vor allem die Maul- und Klauenseuche und die Tuberkulose, die große Schäden anrichteten. Besonders der Bekämpfung der Tuberkulose, der sich 1901 all Mitglieder anschließen mußten, wurde besonderer Wert beigemessen und mit de Ostertagschen Verfahren eine erfolgreiche Methode eingeführt, die später auch in de übrigen deutschen Provinzen und im Ausland angewandt wurde. Die Herdbuch-Gesellschaft ha später bis zu zehn Tierärzte beschäftigt, die auch die Bekämpfung vo Kälberkrankheiten, seuchenhaftem Verkalben und Euterschäden durchführten. Darau erhellt die hohe Verantwortung, die der Zuchtverband der Gesundheit seiner Tiere beimaß der auch für den Verkauf und Export von Zuchttieren überragende Bedeutung zukam.
Wegen der Ferne der Märkte konzentrierten sich von Anbeginn die Bemühungen de ostdeutschen Herdbuch-Gesellschaft vornehmlich auf Vermarktung und Absatz ihre Produkte. Schon ein Jahr nach der Gründung beschickte der junge Verband die internationale Tierausstellung in Hamburg und erregte dort mit der hervorragende Qualität der Tiere großes Aufsehen. Seit 1888 beteiligte er sich an sämtliche Ausstellungen der Deutschen Landwirtschafts Gesellschaft in Nord- und Ostdeutschland Bereits seit 1886 wurden eigene Zuchtviehausstellungen und Absatzveranstaltunge durchgeführt. Noch während des Ersten Weltkrieges hatte der Vorstand 1917 beschlossen in Königsberg eine eigene Auktionshalle zu bauen. Die Zahl der jährliche Versteigerungen stieg bis auf 40 ab dem Jahre 1938. Nach dem Ersten Weltkrieg stiegen auc die Exporte von Zucht- und Magervieh vor allem nach Sachsen und Sachsen-Anhal stetig an.
Die Aktivitäten der ostdeutschen Herdbuch-Gesellschaft dehnten sich derart aus daß zu Ende des Zweiten Weltkrieges in einem eigenen Gebäude, Händelstraße 2 in Königsberg, rund hundert Mitarbeiter mit eigener Altersversorgung beschäftigt waren.
Nach dem Verlust Ostdeutschlands wurden zunächst die Mitglieder (im Westen Deutschlands gesammelt. Sie wurden, soweit das möglich war, bei der Antragstellung zum Lastenausgleic beraten. In einem mühevollen Prozeß wurde die Rückerstattung finanzieller Mitte erstritten, mit denen Ansprüche der ehemaligen Mitarbeiter ausgeglichen wurden. Nach de Sammlung von Betriebsbeschreibungen wurden die beiden Bände des Buches "Ostdeutschland Rinder und ihre Zuchtstätten" herausgegeben.
In seinen Grußworten führte Erika Steinbach, Sprecher der Landsmannschaf Ostdeutschland, aus, daß die Auflösung der Ostdeutschen Herdbuch-Gesellschaft nach 5 Jahren im Exil einen vorläufigen Schlußpunkt setzt, der zu Wehmut Anlaß gibt. Viel Details haben zur aktiven Zeit der Herdbuch-Gesellschaft durch eine blühend Landwirtschaft zu einer blühenden Kulturlandschaft geführt, was besonders deutlich wir im Norden Ostdeutschlands, wo durch Verwahrlosung des Bodens Sumpf und Steppe entstande sind.
Henning Beinsen, Vorstandsmitglied des Deutschen Holstein Verbandes, überbrachte die Grüße seiner Organisation und erwähnte die langjährige gute Zusammenarbeit. Dr. Pau Grothe, ehemals Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Schwarzbuntzüchter betonte, daß Ostdeutschland in der Geschichte der deutschen Rinderzucht eine besondere Roll eingenommen habe, da es Einfluß auf alle anderen Zuchten genommen habe. Als vierte der in Deutschland gegründeten Rinderzuchtverbände habe die Ostpreußisch Herdbuch-Gesellschaft ihre Organisation ohne Vorbild aufgebaut und sei 1920 die am beste durchorganisierte Herdbuch-Gesellschaft gewesen. Sie repräsentierte den größte Auktionsplatz und exportierte in die anderen deutschen Provinzen sowie ins Ausland. Al erste führte sie, so Grothe, die Pflichtleistungsprüfung für alle Betriebe ein un beteiligte sich an Vergleichsprüfungen mit anderen Rassen. Die Ostdeutschland seien die Avantgardisten der Leistungszucht gewesen und waren im Viehabsatz allen anderen voraus.
In seinem Vortrag über die Situation in Nordostpreußen hob Professor Jürgen Bloech der seit 1992 an der Staatlichen Universität Königsberg lehrt, ab auf Menschen, Kultu und Landschaft. Menschen und Kultur befänden sich im Westen, das Land ist in Ostpreuße geblieben. Das Land werde zu geringen Teilen bewirtschaftet von Kapitalgesellschaften ohn Kapital oder von Selbständigen mit rührender Hilflosigkeit. Es habe eine kulturell Verödung des Landes stattgefunden, da nur die Städte gefördert werden. Die Milchleistung betrage, so Bloech, etwa 2000 bis 2500 Liter, was bei Überwiegen saure Gräser und Distelflächen, soweit das Auge reicht, nicht verwundern könne. Seit 199 seien etwa drei Viertel der Herden verschwunden, die Ställe seien zum Teil abgerisse worden. Die bestellte Fläche sei stark zurückgegangen, es gebe nur gering Schweinebestände, Fleisch werde billiger aus dem Westen bezogen. Überall herrsch großes Mißtrauen, das nur durch persönliche Kontakte überwunden werden könne.
In Königsberg betrage, so Bloech, die Produktion etwa 50 Prozent der des Jahres 1992 Erzeugt werden Fischprodukte, Waggons, Bernsteinwaren und BMW-Fahrzeuge. Die Automobildichte ist mit die größte in Rußland, wobei überwiegend westliche Fabrikat gefahren werden. Daraus resultiert eine große persönliche Bewegungsfreiheit.
Mit der Auflösung der ostdeutschen Herdbuch-Gesellschaft bestehe ein Forum de Wissens weniger. Veröffentlichungen müßten nicht nur vorhanden, sondern auch bekann sein. Wichtig sei es, altes Wissen für die junge Generation ins Internet zu bringen zumal in drei bis fünf Jahren eine große Diskussion über Ostdeutschland zu erwarten sei Soweit Professor Bloech.
Wilhelm Brilling schloß: "Nun ist der Zeitpunkt gekommen, das großartige Wer vieler Generationen zu beenden. Wir tun es in der Gewißheit, daß Überragendes geleiste wurde, dem wir aber nichts mehr hinzufügen können. Der Abschied ist mehr als schmerzlich, vor allem für die, die mit ganzem Herzen dabei waren. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine außergewöhnliche Leistung vieler passionierter Züchter, auf die wi mit Stolz zurückblicken können!" Hans-Henning Reiche |
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