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Am 7. September um 22 Uhr abends wurde unter dem Vorsitz von Gouverneur Leonid Gorbenko für den russisch verwalteten Teil im Bereich nördliches Ostdeutschland der Notstand ausgerufen. Die Gebietsverwaltung zog damit aus der seit Jahren schwelenden und nunmehr offen ausgebrochenen Krise die Konsequenz, um mit geeigneten administrativen Maßnahmen die schlimmsten Folgen des wirtschaftlichen Zusammenbruchs auffangen zu können. Wie es in Gorbenkos Erklärung heißt, sollen "unbegründete Preiserhöhungen nicht zugelassen und für sozial besonders Schwache "eine regelmäßige Lebensmittel. sowie Medikamentenversorgung" möglich sein. Ob diese Hilfe im Einzelfall gewährt werden kann, muß angesichts der schon vor dem Rubelverfall herrschenden Zustände bezweifelt werden. Wie unsere Mitarbeiterin aus Königsberg berichtete, sei der Rentenzahlungstermin schon 20 Tage überzogen, als Lebensmittel in den kleineren Läden bereits nur noch Brot, Wasser und Schnaps zu haben. Umgekehrt gehen täglich schneller die Preise in die Höhe, ein Liter Milch sei von 2,50 auf 3,90 Rubel, Butter von 11 auf 30 Rubel und der Brotpreis um 1,20 Rubel gestiegen.
Angesichts der täglich sich verschärfenden wirtschaftlichen Lage hat sich der Bundesvorstand der Aktion Freies Deutschland mit einer Presseerklärung an die Öffentlichkeit gewandt, um die caritative Hilfe für diese Region zu befördern und gleichzeitig an die Gebietsverwaltung appeliert, für die nun anlaufenden Hilfsmaßnahmen optimale Zugangsbedingungen zu schaffen. Nachfolgend das Schreiben der Aktion Freies Deutschland an die russische Gebietsverwaltung:
"Sehr geehrter Herr Gorbenko,
die Menschen in der Bundesrepublik Deutschland und besonders die Ostdeutschland wissen, daß die Menschen in Ihrem Gebiet Not leiden. Wir wollen helfen. Wir wollen helfen, so wie wir in den letzten sieben Jahren geholfen haben.
In diesem Jahr haben wir unsere humanitären Hilfstransporte eingestellt, weil unzumutbare bürokratische Behinderungen der russischen Behörden an den Grenzübergangsstellen Heiligenbeil und Pr. Eylau die Helfer zur Resignation gebracht haben.
Wenn unsere Hilfstransporte die Grenzen ohne Probleme passieren könnten, werden wir die Hilfe sofort wieder aufnehmen.
Bitte helfen Sie im Interesse der Menschen in Ihrem Gebiet.
Mit freundlichen Grüßen
Erika Steinbach
Sprecher der Freundeskreis Ostdeutschland
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