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Ein schwierig zu umschreibender religiöser Begriff, der aber einen großen Raum in der Vorstellungswelt der Römer vom Heiligen einnahm.
Das numen ist soviel wie der Wille, die treibende Kraft oder die Wirkmächtigkeit einer Sache oder einer Gottheit. Das Weltganze wurde als ein Netz von heiligen Kräften, den numina, angesehen, so daß es in jedem Augenblick des Lebens notwendig ist, sich des Wohlwollens des einen oder anderen dieser numina zu versichern. Aus dieser Furcht heraus erklärt sich, daß ein Römer darauf achten mußte, Cunina, die seine Wiege (cunae) schützt, nicht zu beleidigen oder Statulinus, der einen aufrecht stehen (stare) läßt, und viele weitere derartige Kräfte. Manche Gegenstände, manche Pflanzen offenbarten die Gegenwart des Heiligen, so daß sie verehrungswürdig waren wie der Wald (Silvanus), die Quelle (Fons) oder die Gemarkungsgrenze (Terminus). Zur Kaiserzeit verehrte man auch das numen des Augustus vor allem im Mittelstand. Die einzelnen Götter betete man an und nahm dabei Rücksicht auf die unterschiedlichen Aspekte ihrer Macht, die von Fall zu Fall unterschiedlich waren: Juno Lucina, Moneta oder Regina; Jupiter Capitolinus, Lapis oder Fulgur; Venus Genitrix oder Victrix. Bei diesem Beispielen räumt man der Gottheit eine spezielle Macht ein, doch ist es nicht unmöglich, daß diese zum numen gehört, wenn nicht gar von ihm abhängt.
Man spricht auch viel allgemeiner vom numen einer Gottheit, ohne die jeweilige Macht genauer zu umschreiben: numen Junonis, Jovis oder Veneris. Nu-men hatte im Verhältnis zu deus (Gott) oder dea (Göttin) einen weitaus heiligeren Beiklang. |
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