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Sommerzeit ist meist auch Reisezeit. In fremden Ländern Neues entdecken, für viele ist dies eine ganz besondere Freude. Doch gibt es auch Berufe, bei denen Reisen nahezu zum Pflichtprogramm gehören. Dabei sei nicht an Handelsvertreter oder etwa Auslandskorrespondenten gedacht. Architekten hingegen sind geradezu "reisesüchtig; sie müssen und wollen unterwegs sein", getrieben von ihrer "Sucht nach Anschauung und gleichzeitiger Entzauberung vielleicht schon lange Jahre bekannter, doch noch nie gesehener Heiligtümer der Baugeschichte", so Ruth Baumeister und Eva Maria Froschauer im Vorwort zu Heft 1/ 2003 der wissenschaftlichen Zeitschrift "Thesis" (Hrsg. Bauhaus-Universität Weimar . 160 Seiten, zahlr. sw Abb., 10,30 Euro).
Unter dem Titel "Die nützliche Reise", ein Begriff, der von dem französischen Star-Architekten Le Corbusier geprägt wurde, beschäftigen sich Experten mit der Frage, ob Architekten heute noch reisen, wie - und wo sie sich inspirieren lassen. Es wird nach Reiserouten gefragt, Architekten bei ihren Exkursionen beobachtet. Ein besonderer Teil ist historischen Reisen gewidmet: Reprints von Berichten so bedeutender Architekten und Kunsthistoriker wie Alfred Lichtwark, Hermann Muthesius, Otto Bartning oder Fritz Schumacher werfen ein Licht auf Aktivitäten im 19. und 20. Jahrhundert.
Immer wieder ist es die Auseinandersetzung mit der fremden Umgebung, mit den Ideen anderer Baumeister, die Architekten aller Zeiten angeregt hat, ihre eigene Sichtweise zu überdenken oder auch bestätigt zu sehen. Bedingungsloses Kopieren, "in Kopenhagen griechisch meißeln, in Oxford florentinisch bauen zu wollen", wie Muthesius es ausdrückte, ist nicht "angesagt", das jedenfalls können sich auch so manche Bau"meister" unserer Tage ins Stammbuch schreiben. |
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