Offenes Ohr gefunden?

Sie gehören zu den Menschen, die unter den Folgen des Zweiten Weltkriegs besonders gelitten haben, deren Interessen jedoch von keiner Lobby vertreten werden: Frauen, die noch vor Kriegsende nach Sibirien verschleppt wurden, wo sie harte Arbeit leisten mußten; Kinder, die ohne Eltern im besetzten Ostdeutschland so hart wie Erwachsene zupacken mußten. Da muß man schon selbst die Initiative ergreifen, um andere auf diese Schicksale aufmerksam zu machen.

Freya Klier

, ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin, Filmemacherin und Autorin des Ullstein-Buches "Verschleppt ans Ende der Welt – Schicksale deutscher Frauen in sowjetischen Arbeitslagern", hat die Initiative ergriffen und ein Treffen einiger dieser Frauen mit Bundespräsident Roman Herzog erreicht. Bei dieser Gelegenheit konnten die Betroffenen auf ihr vergessenes Schicksal aufmerksam machen. Viele mußten im fernen Sibirien gar ihr Leben lassen. Als die "Glücklicheren" dann schließlich heimkehren konnten, trafen sie vielfach auf Unverständnis, selbst in der eigenen Familie. Von einer Wiedergutmachung war keine Rede – auch heute noch nicht. So hoffen denn die Teilnehmerinnen der Runde, daß dieses Gespräch mit Roman Herzog ein leidvolles Kapitel deutscher Geschichte wieder in Erinnerung ruft.

Auch Christa Pfeiler, geborene Iwohn, aus Königsberg, war zu diesem Gespräch geladen. Sie erzählte von den Kindern, die, alleingelassen, in Kinderheimen untergebracht und schließlich in die sowjetische Besatzungszone transportiert wurden. Die Königsbergerin hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesen inzwischen Erwachsenen zu helfen und Informationen über ihre Herkunft zu sammeln. "Wenn Frauen schon keine Lobby haben, dann diese ,Kinder‘ schon gar nicht", so Christa Pfeiler-Iwohn, selbst Betroffene. So ist auch hier Eigeninitiative gefragt – und ein offenes Ohr (und Herz) beim Gesprächspartner.