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Otto von Habsburg

 
     
 
Im Zentrum großangelegter Feierlichkeiten stand vorletzten Mittwoch Otto von Habsburg, der als Sohn Kaiser Karls I. Thronfolger der Donaumonarchie gewesen war. In voller körperlicher und geistiger Frische das neunzigste Lebensjahr vollenden zu dürfen, wäre an sich schon Grund genug, groß zu feiern. Umso mehr gilt dies aber, wenn man es in der Heimat tun kann, aus der man einst verbannt gewesen war.

Es begann - wie könnte es bei Habsburg anders sein - mit einem Gottesdienst
, zelebriert von Erzbischof Kardinal Schönborn in der Wiener Stephanskirche: In jenem Dom, der jahrhundertelang Zeuge habsburgischer Geschichte war und in dem etliche Familienmitglieder, darunter Kaiser Friedrich III., aber auch Habsburgs erfolgreichster Feldherr Prinz Eugen von Savoyen ihre letzte Ruhestätte haben.

Danach ging es in die Hofburg zum großen Empfang. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel und der frühere französische Präsident Valery Giscard d Estaing hielten Ansprachen zur Würdigung des Jubilars. Dessen geradezu programmatische Dankesrede war von einer Leidenschaftlichkeit, wie man sie Personen seines Alters kaum zutrauen würde. Den Abschluß bildete ein Galadiner im Schloß Schönbrunn. Übrigens: Die Räumlichkeiten in der Hofburg und in Schönbrunn waren von der Familie Habsburg für den Anlaß gemietet worden - so wie dies heute jeder tun kann.

Die Festgemeinde bestand neben der engeren Verwandtschaft - Otto von Habsburg und seine Gattin Regina von Sachsen-Meiningen haben sieben Kinder und 21 Enkelkinder - aus zahlreichen weiteren Mitgliedern des Hauses sowie verwandter oder verschwägerter Familien aus ganz Europa. Dazu kamen in- und ausländische Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, unter anderem der schwedische König Carl XVI. Gustaf mit seiner Ehefrau Silvia, der spanische Kronprinz Felipe, die Präsidenten der Slowakei und Estlands, Rudolf Schuster und Arnold Rüütel, der bulgarische Ministerpräsident (und frühere König) Simeon Sakskoburggotski sowie nahezu alle Mitglieder der österreichischen Bundesregierung.

Nicht minder bemerkenswert ist aber, daß Bundespräsident Thomas Klestil fernblieb, dessen Amtsräume nur wenige Zimmerfluchten vom Festsaal entfernt sind. Klestil, der anders als seine Amtsvorgänger zu imperialen Allüren neigt, hatte dort erst kürzlich seinen siebzigsten Geburtstag zelebriert - in auserwähltem roten Freundeskreis. Die Präsidentschaftskanzlei begründete Klestils Absenz mit einem wichtigen Termin - dem Festakt "40 Jahre Gemeindeverfassungsnovelle" schräg gegenüber im Parlament. Es ist allerdings auch bekannt, daß Habsburg während der Österreich-Sanktionen seiner Verachtung für Klestils Haltung Ausdruck verliehen hatte.

Ferngeblieben war auch die SPÖ. Habsburg hatte nämlich dem konservativen Wochenblatt "Zur Zeit" ein Interview gewährt, und dagegen galt es, lautstark zu protestieren. Erstens überhaupt sowie zweitens wegen darin ausgesprochener Kritik an der SPÖ-Führung, an Putin, an Sharon und an der US-amerikanischen Nahostpolitik.

Über Otto von Habsburg wurde bereits so viel gesagt und geschrieben, daß hier bloß eines hervorgehoben werden soll: Seine unverbrüchliche Treue zu den Werten des christlichen Abendlandes, vor allem der Famile als unersetzlicher Grundlage jeder gesunden Gesellschaft. Ein Geheimnis läßt er allerdings ungelüftet: Warum wird - nach dem so eindrucksvollen Trauer-Kondukt für seine 1989 verschiedene Mutter Kaiserin Zita - nicht auch der im Exil auf Madeira verstorbene und dort wenig würdevoll beigesetzte Vater in die Familiengruft unter der Wiener Kapuzinerkirche überführt? Prof. Dr. Küssner

 

Erlesene Gäste: Zu den Gratulanten von Otto von Habsburg (r.) im Schloß Schönbrunn gehörte auch das schwedische Königspaar.
 
     
     
 
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