Peinliche Panne im umfeld der 750-Jahrfeier

In der Jubiläumsstadt Königsberg hatte sich gegenüber dem im Bau befindlichen Fischerdorf eine Menschenmenge versammelt, um der feierlichen Einweihung der sogenannten Jubiläumsbrücke beizuwohnen. Beamte der Stadtverwaltung, Journalisten und viele Besucher waren gekommen, um dabei zu sein, wenn die beiden Seiten der Fußgängerzugbrücke sich zum ersten Mal erheben würden. Doch nach ein paar Minuten war nur noch ein Knirschen zu hören, aus dem Antriebsmechanismus stieg eine Staubwolke empor, und die Brückenteile bewegten sich kein Stück mehr. Durch die Zuschauermenge ging ein Raunen, die Herren der Stadtverwaltung zeigten sich verärgert.

Der Bau der Brücke hat 71 Millionen Rubel (über zwei Millionen Euro) verschlungen, für die Technik war eigens ein Fachbetrieb aus St. Petersburg

beauftragt worden. Die Brücke ähnelt einer der vielen Brücken der ehemaligen russischen Hauptstadt. In nur zwei Monaten wurde ihr Königsberger Gegenstück errichtet, die Funktion des Hebemechanismus hat offensichtlich niemand vor der Übergabe der Brücke an die Öffentlichkeit überprüft. Bei regulärer Funktion sollten sich die Brückenteile in sieben Minuten heben und in 20 Minuten wieder absenken. Der Chef des Amtes für Transport und Verkehr, Pawel Sarkisow, zeigte sich über den Vorfall verärgert und verlangte, daß die Brücke innerhalb von zehn Tagen repariert werde. Nun werden alle mechanischen Einzelteile einer genauen Überprüfung unterzogen. Die Anwohner, die sich schon auf die Abkürzung gefreut hatten, müssen vorerst wie bisher den Umweg nehmen, um auf die Insel zu gelangen. Einige Mutige sprangen über die halbgeöffneten Brückenseiten auf die andere Seite.

Die in den vergangenen Wochen und Monaten vor dem Stadtjubiläum einsetzende Hast bei der Fertigstellung aller Bauvorhaben zum Fest läßt befürchten, daß nicht nur beim Bau der Fußgängerbrücke gepfuscht wurde, sich in absehbarer Zeit also noch mehr Potemkinsche Dörfer offenbaren werden.

Ließ sich bei ihrer Einweihung nicht öffnen: Die aus Anlaß der 750-Jahrfeier Königsbergs gebaute Jubiläumsbrücke über den Pregel