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Wem "oans, zwoa, gsuffa" dieses Jahr in München zu kurz vorgekommen ist, der muß jetzt nicht traurig ins leere Bierglas blicken, sondern kann einfach ein paar Tausend Kilometer weiterfliegen und in Brasilien das Ganze noch mal feiern, denn in der Karnevalsheimat wird nicht nur zu Samba die Hüfte geschwungen, sondern im Oktober auch zu herrlichen Volksmusikklängen der Schuhplattler angestimmt. Begonnen hat das Fest am 7. Oktober, und noch bis zum 24. dieses Monats kann man in der wohl "deutschesten" Provinz Brasiliens, Santa Catarina, dem "bayrisch-brasilianischen" Vergnügen frönen. Nun erstrahlen die Fachwerkhäuser und Biergärten in Blume nau, dem kleinen München der Latinos und der ungekrönten Hauptstadt des zweitgrößten Bierfestes der Welt, in neuem Glanz. Die geordneten Verhältnisse und das sittliche Leben werden in diesen 18 Tagen über Bord geworfen und gegen allgemeine Ausgelassenheit und Fröhlichkeit eingetauscht. Auch ist das brasilianische Oktoberfest keineswegs nur ein billiger Abklatsch seines deutschen Vorbildes. Mann und Frau vergnügen sich hier nicht nur auf dem Partygelände in den vier dafür speziell gebauten Hallen. Nein, die ganze Stadt ist ein einziges großes Fest. Und nicht nur Bier, sondern auch die Folklore wird ganz großgeschrieben. In farbenfrohen, traditionellen Umzügen und Tanzdarbietungen wird an die Kultur der deutschen Vorfahren erinnert, natürlich darf dabei die deftige germanische Küche nicht fehlen. Gefallen tut dies nicht nur den Blumenauern, von Jahr zu Jahr kommen immer mehr Besucher aus den Nachbarländern Argentinien und Uruguay. Auch dieses Jahr wird mit insgesamt 700.000 Gästen gerechnet, die sich zur Polka zu später Stunde auch mal auf den Tischen die Seele aus dem Leib tanzen. Eine eigene Tradition hat das Fest auch, täglich findet in den Hallen ein nationaler Wettkampf der "Chopptrinker am laufenden Meter" statt. Dabei müssen die Teilnehmer aus einem einen Meter langen Glas 600 Milliliter Bier in einem Zug austrinken, der schnellste bekommt einen Preis. Aber auch die weniger ambitionierten Trinker haben sich einen Preis verdient, wenn dieses Jahr mal wieder der Rekord im Bierverbrauch gebrochen wird. Anna Gaul
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