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Da kommt Willi!“ Alle Kinder in Waldau kennen Willi Skulimma, der seit zehn Jahren Touren in das nördliche Ostdeutschland und in sein Heimatdorf Waldau, zwölf Kilometer östlich von Königsberg gelegen, unternimmt. Wie oft Willi Skulimma dort war, ob mit einer Gruppe oder alleine mit seinem Pkw, kann er selbst nicht mehr sagen; seine Leistungen sind allerdings überall sichtbar. Es begann mit der Restaurierung des Kriegerdenkmals in Waldau, dann wurden Wege ausgebessert, der Eingang zum Verwaltungshaus des Bürgermeisters gepflastert und mit Anlagen versehen. Die Zusammenarbeit mit dem russischen Bürgermeister von Waldau und den dazugehörigen Dörfern Arnau, Pogauen, Hohenrade und Heiligenwalde, Pawel Timofeewitsch Pawlow, klappt bestens. So wurde Willi Skulimma zum Ehrenbürger von Waldau ernannt. Der Bürgermeister war bereits beim Kreistreffen der Heimatkreisgemeinschaft Landkreis Königsberg in Minden zu Gast.
Die Hauptsorge gilt zur Zeit dem Kindergarten von Waldau, einer Kindertagesstätte, in der die Kinder auch essen und Mittagsschlaf halten. Dort wurden Räume tapeziert und Fußböden erneuert.
Kürzlich konnte das zehnjährige Bestehen deutsch-russischer Freundschaft gefeiert werden. Eine deutsche Gruppe war angereist. In Arnau wartete eine russische Delegation mit dem Oberbürgermeister des Bezirks, Anatolij Dmitrijewitsch Neretin, welcher gemeinsam mit Pawel Pawlow die Gäste herzlich begrüßte. Es wurden die schon weit vorangeschrittenen Restaurierungsarbeiten an der Katharinenkirche durch das „Kuratorium Arnau“ unter dem Vorsitz von Ralph Schroeder begutachtet. Der fertige Turm der alten Ordenskirche wurde von einigen Mutigen sogar begangen.
Neben der Grabstätte Theodor von Schöns hatte man eine Ausstellung alter Fotos von der Kirche und vom Pfarrhaus aufgebaut. Das noch erhaltene Pfarrwitwenhaus und die Anlegestelle des Dampf ers, der einst Königsberger Ausflügler nach Arnau brachte, wurden erkundet.
Die Zeit drängte schon, denn in Waldau wurde die Gruppe von der Direktorin des Kindergartens, Alla Nikolajewna Sawesowa, und ihren Mitarbeitern erwartet. Das Haus, in dem 58 Kinder von eineinhalb bis sieben Jahren betreut werden, liegt in einem blühenden Garten. Waldau erhielt 1999 den ersten Preis im Dorfwettbewerb des Regierungsbezirks Neuhausen. Auch innen waren die Spiel- und Schlafräume der einzelnen Gruppen hübsch eingerichtet. Sogar ein Bad im Liliput-Format wurde gezeigt, und jeder erhielt etwas Selbstgebasteltes als Geschenk. Elf Erzieherinnen und eine Krankenschwester arbeiten im Kinderhort, in dem ein Platz 150 Rubel, ungefähr ein Zehntel des Durchschnittseinkommens einer russischen Familie, kostet. Der Staat trägt allerdings häufig den Hauptanteil der Kosten. Schließlich wurden Kaffee und Tee angeboten - auf russische Art. Auf zwei Tischen türmten sich Blini, auf ostpreußisch Mehlflinsen, Kirschkuchen, Obst und Konfekt.
Waldau ist auch aufgrund seines erhaltenen Schlosses einen Besuch wert. Der Waldauer Künstler Andrej Barinow zeigte den Gästen seine Holz- und Steinarbeiten. Der Weg zum Pregel führte über Heiligenwalde, wo der dortige Schulleiter die Ordenskirche aus dem Jahre 1344 erläuterte. Es ist die am besten erhaltene Dorfkirche des Königsberger Gebietes, ein deutscher und ein russischer Verein arbeiten an ihrer Erhaltung. Nach zwanzig Kilometern voller Historie und Sehenswürdigkeiten traf man sich an einem Fischerhaus aus deutscher Zeit am Pregel, wo ein russisches „Prasnik“, ein Festmahl, die Gäste erwartete. Über fünfzig Russen und Deutsche ließen es sich wohl sein bei Schaschlik, usbekischem „Plof“, einem Reisgericht, bei Wodka und Champagner. Bei hochsommerlichen Temperaturen wurden Erinnerungen an die Strapazen der ersten Reisen ins Königsberger Gebiet, an die gemeinsamen Projekte und die Kämpfe mit der Bürokratie aufgefrischt. Zur Krönung des Tages konnte Willi Skulimma eine Spende für einen neuen Fußboden im Kinderhort entgegennehmen. P. Lautner
Zusammenarbeit: Willi Skulimma mit Alla Nikolajewna Sawesowa
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