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Reizvoll

 
     
 
Die Integration ausländischer Mitbürger kann nur gelingen, wenn auch die deutsche Seite bereit ist, sich ernsthaft mit der Mentalität der Zugereisten zu befassen. Wie ginge das besser als über die Literatur? Der „Robert Bosch Stiftung“ verdanken wir die Initiative und sicher auch Mitfinanzierung einer vom Züricher Unionsverlag herausgegebenen „Türkisch
en Biographie“. 20 Bände sollen es werden, die ersten drei liegen vor, gut ausgestattet in Leinenausgaben. Ausgezeichnet sind die Übersetzungen, die manchmal geradezu selbst poetisch sind. Es gibt jeweils ein literaturhistorisches Nachwort.

Man hätte es sich gewünscht, daß der erste Band „Von Istanbul nach Hakkari“ nicht nur 30 türkische Autorinnen und Autoren mit Kurzgeschichten des 20. Jahrhunderts vorgestellt hätte, sondern auch die Schönheit des Landes hätte aufleuchten lassen. So führt die literarische Rundreise zwar durch das riesige Land bis in die Kurdengebiete, präsentiert aber mehr die meist armselige Welt der kleinen Leute. Es wird zwar eher verständlich, warum sie ihr Heil in Deutschland gesucht haben, nicht aber der Reiz der an Naturschönheiten und Kulturgütern so überaus reichen Türkei lebendig. Erst aus den Lebensläufen der Schriftsteller wird deutlich, welche geistigen Anregungen die Bildungsstätten des Landes zu vermitteln imstande sind. Das wirkt dem bei uns landläufigen Bild entgegen, das mehr von den türkischen Unterprivilegierten geprägt ist. Christliches scheint übrigens in den Texten wie selbstverständlich auf.

Ahmet Ümit gilt als der Autor, der Krimis in der Türkei literaturfähig gemacht hat. Das kluge Nachwort des exzellenten Übersetzers Wolfgang Scharlipp geht auf das Genre ein, das auch die politisch unruhigen Zeiten seit den 60er Jahren widerspiegelt. So auch Ahmet Ümit, der selbst an Untergrundaktionen beteiligt war und nun Kulturberater des Goethe-Instituts in Istanbul ist. Sein Krimi „Nacht und Nebel“ führt in die Welt der türkischen Geheimdienste und ist auch für deutsche Leser durchaus spannend geschrieben. Norbert Matern

Tevfik Turan (Hrsg.): „Von Istanbul nach Hakkari“, Unionsverlag Zürich 2005, geb., 411 Seiten, 19,90 Euro und Ahmet Ümit: „Nacht und Nebel“, Unionsverlag, Zürich 2005, geb., 365 Seiten, 19,90 Euro 5585 bzw.
 
     
     
 
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