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Am Sonntag werden Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) den diesjährigen "Tag des offenen Denkmals" in Berlin eröffnen. Die Hauptstadt gilt bundesweit als Vorbild in der Pflege öffentlicher Grünanlagen und im denkmalpflegerischen Umgang mit historischen Parks und Grünflächen. "Fast ein Zehntel der Berliner Denkmale sind bedeutende Zeugnisse der Gartenkunst und Gartengeschichte", betont Landeskonservator und Direktor des Landesdenkmalamtes Berlin, Jörg Haspel.
Grün ist schließlich am diesjährigen "Tag des offenen Denkmals" angesagt. Neben historischen, sonst meist nicht zugänglichen Bauten, die sich an diesem Tag für Besucher öffnen, stehen in diesem Jahr "Rosen, Rasen und Rabatten", so das Motto, im Blickpunkt. Die Veranstalt er erwarten bundesweit rund vier Millionen Besucher. Mehr als 2500 Städte und Gemeinden haben ihre Teilnahme zugesagt und wollen Schloßparks, Kloster- und Bauerngärten, Stadtparks und alte Alleen vorstellen.
In Berlin werden es auch die "durchgrünten Außenräume von Siedlungen und Wohnadressen des 20. Jahrhunderts" sein, so Jörg Haspel und er verweist auf die sechs Siedlungen der Berliner Moderne, die für die Welterbeliste bei der Unesco eingereicht wurden: Siedlung Schillerpark, Wohnstadt Carl Legien, Großsiedlung Siemensstadt, Hufeisensiedlung, Gartenstadt Falkenberg und Weiße Stadt. Die Siedlungen entstanden zu Anfang des 20. Jahrhunderts unter der Federführung von heute so bekannten Architekten wie Hans Scharoun, Bruno Taut und Martin Wagner (beide aus Königsberg). Leberecht Migge und Ludwig Lesser wirkten als Gartenkünstler entscheidend mit, um die Grün- und Freiflächen als "Außenwohnräume" zu gestalten.
In den letzten Jahren sind vor allem große Schloßparks zu einem besonderen Anziehungspunkt geworden. Der romantische bei Schloß Rheinsberg mit all seinen versteckten Schönheiten, die Parks um Schloß Charlottenburg oder Sanssouci, der Große Garten von Herrenhausen, die Parks in Wörlitz, Muskau oder Branitz ... Der "Tag des offenen Denkmals" gibt auch den Einheimischen Gelegenheit, diese Parks wieder einmal zu besuchen und ganz genau hinzuschauen, um die eine oder andere Besonderheit zu entdecken und altbekannte Parks und Gärten unter ganz neuen Gesichtspunkten zu erfahren.
Gärten gab es übrigens schon in der Antike. Sie wurden oft als Ausstellungsmöglichkeiten der Skulpturensammlungen genutzt. Im Laufe der Zeit änderten sich die Bedürfnisse der Menschen, aber auch ihr Geschmack. Wurden in der Renaissance die Gärten in einem Rechteck mit vielen geometrischen Elementen und verwinkelten Wegen angelegt, zog man im Barock die totale Symmetrie vor. Selbst die Pflanzen erhielten einen entsprechenden Schnitt. Im 18. Jahrhundert dann eroberte der sogenannte "Englische Garten" die Herzen. Locker angepflanzte Bäume, große Rasenflächen und verschlungene Wege waren typisch für diesen Garten. In der folgenden Zeit begann man, die einzelnen Elemente zu mischen. Im 19. Jahrhundert wuchs das Bedürfnis nach innerstädtischen "grünen Lungen", nach Erholungsorten und öffentlichen Parks. Verkehrsfreie Zonen und Kinderspielplätze wurden angelegt. Der Leipziger Arzt Daniel Gottlieb Moritz Schreber (1808-1861) ließ aus gesundheitlichen Gründen Kinder und Jugendliche kleine Gärten bepflanzen und pflegen. Die Eltern erkannten bald den Nutzen der Gärten, um ihr Gemüse selbst zu züchten, aber auch um sich zu erholen. Drei Jahre nach dem Tod Schrebers wurde der erste "Schreberverein" gegründet, und der Name "Schrebergarten" ist noch heute ein Begriff. Ob Kleingarten oder Schloßpark - am 10. September stehen sie alle im Mittelpunkt des Interesses. |
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