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Morgens kurz nach sieben. Der Zug ist gerade angerollt, man hat sich ein ruhiges Plätzchen gesucht, um den versäumten Schlaf der Nacht oder auch die zwangsläufig zu früh abgebrochene Nachtruhe nachzuholen. Ein kurzer Blick in die Runde: ja, die Mitreisenden sehen vertrauenswürdig aus - auch sie haben sich den Schlaf noch nicht vollständig aus den Augen gewischt. Also Jacke vom Haken vors Gesicht gezogen, einer holt sogar ein kleines Kuschelkissen heraus, schaut sich allerdings ein wenig verlegen lächelnd um , dann die beste Position auf der nicht unbedingt bequemen Sitzbank gesucht und - senkrecht sitzt man plötzlich da: eine quäkende Stimme aus dem Lautsprecher kündigt in einer enormen Lautstärke die nächste Station an. Oh ja, weiß man doch ... der nächste Halt ist ... schon gut.
Man sinkt wieder in sich zusammen. Ein paar Minuten nur, dann, rums, die Türen schließen automatisch, ein gellender Piff und weiter geht s. Noch kein Auge zugetan, was für ein Morgen! Und schon wieder rums ... Nein, die nächste Haltestelle ist das nicht. Ein neuer Mitreisender, einer mit den Ausmaßen eines Elefanten, oh pardon, ja ich ziehe meine Beine schon ein, bitte sehr. Warum müssen sich solche Kaventsmänner (auch Frauen gibt es übrigens in diesen Ausmaßen) immer ausgerechnet da hinsetzen, wo man seine Ruhe genießen will, ist doch noch Platz genug im Wagen. Na ja, der will auch dösen, gut so. Wieder sind die Augen geschlossen, wieder versucht man Schlaf nachzuholen, um frisch am Arbeitsplatz zu erscheinen ... Chchrchrtschui, chrchr ... du meine Güte, bitte nein, bitte keiner dieser unsäglichen Schnarcher! Doch tatsächlich, es hat sich einer in diesen Wagen verirrt und läßt sich durch nichts aus der Ruhe, oder besser aus seinem Getöse bringen.
Von Station zu Station füllt sich der Wagen mehr. An diesem Morgen sind die meisten der Schlafbedürftigen hier versammelt. Wenn nur der Schnarcher nicht wäre. Die verhinderten Mitschläfer blicken zunächst verstört in die Runde, entdecken dann den beleibten Störenfried, grinsen oder ziehen genervt eine Augenbraue in die Höhe. Der hat s gut, denkt der eine oder andere und versucht, selbst zur Ruhe zu kommen. Plötzlich: tatatataa, Beethoven läßt grüßen, oder besser läßt s klingeln. Und noch einmal: tatatataa, diesmal aber lauter. Tatatataa - es gibt keine Ruhe, das Handy des Dicken. Endlich, er hört auf zu schnarchen - jetzt krakeelt er ins Telefon ... man
Abschied von Christel Poepke
Herrlich
geblümter September,
die Tage
noch glühend in Mohnrot;
doch schon gegen Mittag
beginnen die Schatten
zu laufen;
hängen Spinnen,
(Spinnen, die alt sind,)
Tücher in Nebeltraufen.
Vom Zaun in den Wiesen
bricht
Latte und Span;
im Steingut schmilzt
Zimt mit Holundergerüchen;
die Wespen sind müde
und kriechen
in Sommerhausküchen.
Längst
sind die Honigwände
erklommen;
die Sammetluft
ausgetrunken;
noch eine kleine Umarmung
und leise
rüstet der Sommer zur Reise.
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