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Theoretisch würde man sich einen Künstler wie Wolfgang Amadeus Mozart im Jahre 1777 als einen vernünftigen jungen Mann mit gepflegtem Äußeren und weißer gepuderter Perücke vorstellen. Ein Genie der Musik, ein Mann von Welt. Tatsache ist, daß der 21jährige Wolfgang Amadé im Jahre 1777 schon viele Konzertreisen nach Frankreich, Holland und England unternommen hatte, er jedoch abgesehen von seiner Gabe, die Fülle von Tönen, Akkorden, Melodien und Symphonien in seinem Kopf auf dem Klavier Ausdruck zu verleihen, ein kleiner, häßlicher und im Gesicht von Pockennarben verunstalteter Jüngling war.
Peter Dempf berichtet in seinem Mozart-Roman "Mir ist so federleicht ums Herz" von Mozarts 14tägiger, wenig von Erfolg gekrönter, Konzertreise nach Augsburg. Es ist die erste Reise solcher Art, bei der Wolfgang lediglich von der Mutter begleitet wird, während der gestrenge Vater daheim in Salzburg bleibt. Allerdings unter der Bedingung, daß der Sohn dem Vater genauestens Bericht über sein Vorankommen in der Stadt berichtet.
"Wolfgang saß vor einem leeren Blatt und verfolgte, wie die Tinte, die ihm aus der Feder getropft war, sich langsam ausfaserte und den Bogen unbrauchbar machte. Unwillkürlich drehte er sich um, aber der Vater stand nicht hinter ihm und schalt ihn einen Schlamper und Tintenkleckser. Ein Fleck Tinte war alles, was ihm statt eines Briefes einfiel, dabei wartete der Vater auf Nachricht. Die Frau Mama schlief, aber noch vor einer Stunde hatte sie ihn vorwurfsvoll angeschwiegen. Sapperment .... Noch habe er nichts zuwege gebracht, und die Reisekasse sei beinahe leer. Man dürfe den Herrn Vater nicht schon wieder um Geld angehen ..."
Doch hat der junge Wolfgang Amadé mehr Flausen als Vernunft im Kopf und ungleich mehr Spaß daran, mit seinem "Bäsle" Maria-Anna durch die Stadt zu flanieren, als den Reichen und einflußreichen Persönlichkeiten der Stadt, die er fast ausschließlich für selbstherrliche Trottel hält, seine Aufwartung zu machen.
Als der arrogante, schlacksige Sohn des Stadtpflegers Mozart zum Essen einlädt, ist dieser gezwungen, der Einladung Folge zu leisten. Eine böse Anspielung auf seine verstümmelten Ohrmuscheln läßt der hitzköpfige Wolfgang jedoch nicht auf sich sitzen.
",Allerdings hat diese Ohrität, wie es mein Freund nennt, der berühmte Dr. Franz Mesmer, einen Nachteil. Im Ohr klingelt es, wenn eine Person den himmelschreiendsten Blödsinn von sich gibt. Glauben sie mir, meine Freunde , setzte er süffisant hinzu, ,hier in Augsburg klingelt es beständig. "
Dempf zeigt in diesem leichten und humorvollen Roman mit vielen historischen Details und amüsanten Anekdoten die Entwicklung Mo-zarts in seiner Persönlichkeit auf, die sich während des kurzen Aufenthalts in Augsburg vollzog und die großen Einfluß auf seine Musik und seinen beruflichen Werdegang haben sollte.
Peter Dempf: "Mir ist so federleicht ums Herz", Eichborn, Frankfurt 2004, geb., 256 Seiten, 19,90 Euro |
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