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Pünktlich zu seinem 90. Geburtstag wurde Dietrich Goldbeck eine besondere Ehre zuteil - ihm wurde die Ottomar-Schreiber-Plakette verliehen. Alle guten Wünsche der Gumbinner aus Stadt und Land galten an diesem Tag dem früheren Gumbinner Kreisvertreter und seinem Lebenswerk, dem Aufbau des Gumbinner Heimatarchives auf wissenschaftlicher Grundlage.
Der Jubilar ist ein echtes Kind seiner Vaterstadt: geboren 1914 als Sohn des Architekt en und Baumeisters Wilhelm Goldbeck und seiner Ehefrau Martha, geb. Wölbing, in Gumbinnen. Dort besuchte er das humanistische Gymnasium Friedrichsschule, wo er 1932 das Zeugnis der Reife ablegte. Während seiner Schulzeit absolvierte er in den Ferien eine Lehre als Maurer und Zimmerer, die er mit der Gesellenprüfung abschloß. Seine ostdeutsche Heimat lernte er bereits als Schüler kennen und lieben; auf Wanderungen und Fahrten durch Masuren, das Samland, über die Kurische Nehrung und die Elchniederung. Nach dem Abitur studierte Dietrich Goldbeck an der Technischen Hochschule Hannover Bauingenieurwissenschaften bis zum Vordiplom. In den Ferien unterbrochen durch den Freiwilligen Arbeitsdienst und ein Praktikum beim Bauamt für den Masurischen Kanal.
Seinen Wehrdienst leistete er bei der Panzer-Abwehr-Abteilung 1 in Goldap ab. 1939 beendete er sein Studium in Danzig mit dem Diplom-Examen. Zu der von ihm erhofften Berufsausübung kam es leider nicht mehr. Nur wenige Wochen nach dem Weggang von der Universität wurde der junge Gumbinner zur Wehrmacht einberufen und nahm in einer Panzer-Jäger-Abteilung an den Feldzügen in Polen, Frankreich, auf dem Balkan und in der Ukraine teil, bis er 1943 im Rang eines Oberleutnants in Stalingrad in russische Kriegsgefangenschaft geriet. Hunger, Not, Entbehrungen und Demütigungen waren während der fünf Jahre Gefangenschaft seine Begleiter. Er mußte Isolationshaft, Scheinprozesse und schwerste Fronarbeit über sich ergehen lassen. Als arbeitsunfähig entließ man ihn 1948 in die Britische Zone. Nach mehr als zehn Jahren als Soldat und Kriegsgefangener begann sein zweites Leben. Er sah seine Eltern wieder, übernahm zusammen mit seinem Vater einen holzverarbeitenden Betrieb in Bielefeld und gründete eine Familie.
Früh fand Dietrich Goldbeck den Weg zur freundschaftlichen Arbeit der Gumbinner. 1955 wurde er in den Kreisausschuß gewählt und 1961 in den Vorstand, dem er bis auf den heutigen Tag angehört. Durch ihn angeregt entstand die Schulgemeinschaft der "Vereinigung ehemaliger Angehöriger der Friedrichsschule und Cecilienschule Gum- binnen", die er von 1962 an als 1. Vorsitzender führte. 1970 übernahm Dietrich Goldbeck das Amt des Kreisvertreters. In schwierigen politischen Zeiten gelang es ihm, das Patenschaftsverhältnis zur Stadt Bielefeld zu vertiefen. Auf seine Initiative gehen die Einrichtung einer Heimatstube mit Archiv sowie die Herausgabe eines Heimatbriefes zurück. Er rief den bis heute bestehenden Arbeitskreis "Ostpreußisch Platt" ins Leben und leistete umfangreiche Vorarbeiten für die Veröffentlichung des Gumbinner Kreisbuches durch Dr. Rudolf Grenz. Als sich Dietrich Goldbeck nach über 20 Jahren 1991 vom Amt des Kreisvertreters zurück-zog, war dies kein Abschied ins Privatleben, sondern entsprach seinem Wunsch, sich ausschließlich dem Gumbinner Heimatarchiv widmen zu können. In akribischer Arbeit und unter Einsatz seiner ganzen Kräfte gelang es Diet- rich Goldbeck, in jahrelanger Arbeit ein Archiv zusammenzutragen, das seinesgleichen sucht. Zu ihm gehören über 20.000 Bilder, Familienlisten und Ortspläne der 157 Dörfer im Kreis, eine umfangreiche Bibliothek mit Schrifttum über Gumbinnen, aber auch Gegenstände des täglichen Lebens vom Schulzeugnis bis zur Bierflasche. Die Bestände des Archivs auf rund 200 laufenden Regalmetern sind durch ein Findbuch voll erschlossen. Bis auf den heutigen Tag ist Dietrich Goldbeck fast täglich im Archiv anzutreffen. In einem Brief an den Bielefelder Oberbürgermeister Eberhard David hat die bekannte Journalistin Ulla Lachauer kürzlich davon gesprochen, daß es kein anderes ostdeutsches Kreisarchiv gibt, "das eine verlorene Welt so reichhaltig, detailbesessen und professionell überliefert".
Das Lebenswerk Dietrich Goldbecks ist vielfach gewürdigt worden. Bereits im Jahre 1979 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen. 1991 würdigte die Freundeskreis Ostdeutschland seinen vorbildlichen Einsatz durch das Goldene Ehrenzeichen. Im gleichen Jahr verlieh ihm die Kreisgemeinschaft ihre Ehrenmitgliedschaft.
In Würdigung seiner außergewöhnlichen Leistungen und seines überragenden Einsatzes für Ostdeutschland und seine Menschen verleiht die Freundeskreis Ostdeutschland Herrn Dietrich Goldbeck die Ottomar-Schreiber-Plakette
Der Geehrte in seinem "Wirkungsbereich": Dietrich Goldbeck.
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