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Es gab Zeiten, da stammte jeder zweite Berliner aus Breslau, wollte man zumindest der Volksmeinung glauben. Ein solcher "Berliner" war der in Breslau geborene Adolph Menzel, dessen 100. Todestages wir in diesem Jahr gedenken. Obwohl er erst im Alter von 15 Jahren mit seiner Familie zuwanderte, fühlte er sich dennoch der Stadt Berlin aufs engste verbunden. Ja, Menzel wäre nicht der Menzel geworden, den wir heute noch kennen, sein Werk wäre inhaltlich kaum derart geprägt vom Geiste Preußens, hätte es ihn nicht in die deutsche Hauptstadt verschlagen.
Die Kunsthistorikerin Irmgard Wirth schrieb einmal: "Seine Bilder, seine Zeichnungen sind so unmittelbare Fixierungen, als ob sie vom Leben selbst geschrieben wären. Berlin bedeutet für Menzel nicht nur Wohnort und Heimat ..., sondern ist der Schlüssel zu seinem Wesen, zu seiner Kunst. Berlin und Menzel sind untrennbar eins, und man wird die deutsche Hautpstadt immer mit den Augen Menzels sehen."
Die Stadt selbst gab ihm diese Zuneigung zurück. So wurde Menzel Ehrenbürger von Berlin und erhielt als erster und einziger Künstler Preußens ein Staatsbegräbnis. Im Kupferstichkabinett der Stadt findet sich der größte Teil seines künstlerischen Vermächtnisses einschließlich seines Ateliernachlasses. Die Sammlung am Kulturforum umfaßt etwa 7.000 Zeichnungen in allen Techniken und 1.500 druckgraphische Arbeiten. Im 100. Todesjahr hat man nun Gelegenheit genommen, in einer Ausstellung die Beziehung Menzels zu Berlin besonders herauszustellen. Vom 11. März bis zum 5. Juni wird im Kupferstichkabinett eine repräsentative Auswahl von Zeichnungen, Pastellen, Gouachen und grafischen Arbeiten unter dem Titel "Menzel und Berlin - eine Hommage" gezeigt (dienstags bis freitags 10 bis 18 Uhr, am Wochen-ende 11 bis 18 Uhr).
Stadtlandschaften von Berlin, aber auch der näheren Umgebung, und da vor allem von Potsdam sind zu sehen. Der Betrachter erhält so einen Eindruck vom damaligen städtischen Leben, und nicht zuletzt entsteht auch "ein vielseitiges, dichtes Bild von Menzels Umfeld", so Sigrid Achenbach, Oberkustodin am Kupferstichkabinett und Kuratorin der sehenswerten Ausstellung.
Adolph Menzel: Die Neuen Kammern von Sanssouci (Bleistift, 1844) |
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