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Ein schöner Tag ist der Freitag. An keinem anderen Tag der Woche sieht man so viele lachende Gesichter wie in den Nachmittagsstunden des Freitags. Die Menschen sind entschieden freundlicher als sonst. In vielen Fabriken, Werkstätten und Büros wird die Arbeit niedergelegt, und die Menschen denken dabei an das fast weihevolle Wort "Feierabend!" Ein frohes Wochenende steht bevor. Ein Wochenende mit den schönsten Hoffnungen und vielfältigen Plänen. Nach der arbeitsreichen Woche wieder einmal etwas Zeit für was anderes. Man schließt für einen kurzen Moment die Augen, um sich das erholsame Wochenende auszumalen.
Doch wie sieht es in Wirklichkeit aus? Samstag morgen. Und schon setzt eine andere Art von Hetze ein. Da ist kein Mensch mehr ansprechbar. Dann ist er wie verwandelt. Ich traf Luise vor dem Supermarkt . Wir kennen uns schon seit Jahren. "Du", beginne ich, "ich war gestern beim Arzt." - "Prima", sagt Luise. Sie hat mir gar nicht zugehört. Statt dessen sagt sie: "Du, sei nicht böse, aber ich bin in Eile. Der Hausputz wartet, und übers Wochenende haben wir Gäste. Wird ganz schön anstrengend werden!"
Ich gehe weiter. In den Lebensmittelgeschäften stehen die Leute Schlange. Es wird eingekauft, als stünde uns eine Belagerung bevor. Dann treffe ich Evelyn, eine ehemalige Schulkameradin. Sie trägt große Pakete. Sonst hat sie immer Zeit für einen kleinen Plausch. Heute nicht. "Ich bin furchtbar in Eile!" ruft sie mir im Vorbeigehen zu. So stelle ich mir jemanden vor, dem es kurz vor Geschäftsschluß einfällt, daß er für den Abend Gäste eingeladen hat.
Auf dem Nachhauseweg treffe ich Fritz. Das heißt, im Moment sehe ich nur seine Beine. Denn er liegt unter seinem bereits blank polierten Wagen und macht sich am Unterbodenschutz zu schaffen. "Hallo, Fritz", grüße ich freundlich. Vor dem linken Hinterrad kommt der Kopf von Fritz zum Vorschein. Noch im Liegen wischt er sich an einem Fetzen Werg seine verschmierten Hände ab. "Muß hier noch rumbosseln, weil wir morgen zu den Schwiegereltern fahren wollen. Wird ne anstrengende Tour werden!" Und schon ist sein Kopf wieder unter der Hinterachse verschwunden.
Zu Hause verspüre ich das Verlangen, einmal Lutz anzurufen. Hatte lange nichts mehr von ihm gehört. Lutz gibt mir zu verstehen, daß sie gerade im Aufbruch seien, um zu ihrem Wochenendhäuschen zu fahren.
"Feiert Ihr ein Gartenfest oder so?" will ich wissen.
"I wo! Aufräumen, lüften, saubermachen. Du weißt schon!" Es macht "Klick" in der Leitung. Lutz hat aufgelegt. Wochentags ist alles erträglich. Da gibt es die Arbeit, die Kollegen, die Fabrikhalle und das Büro. Abends, wenn man will, dann kann man jemanden anrufen. Aber am Wochenende geht das nicht.
Ich überlege eine Weile, erforsche mein Gewissen: Hast du nicht selber oft solch ein Wochenende? Wie sieht es mit dem jetzigen Wochen-ende aus? Ich trommle die Familie zusammen. Gemeinsam überschlagen wir alle in Frage kommenden Möglichkeiten: Autotour! Picknick im Wald! Wandern! Faulenzen! Wir entscheiden uns für eine gemütliche Wandertour und hoffen auf ein schönes und erholsames Wochenende. |
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