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Der Orden Sankt Johannis vom Spital zu Jerusalem wurde 1522/23 endgültig von den Osmanen aus Rhodos vertrieben, doch war damit der Kampf zwischen dem Orden und dem Osmanischen Reich nicht beendet. Karl V. gab als spanischer König den Ordensrittern mit Malta eine neue Insel zum Lehen, und Sultan Suleiman der Prächtige versuchte, die Ritter auch von diesem Eiland zu verjagen. Hierzu entsandte er eine Armada, die Malta am 18. Mai 1565 erreichte.
Ein Kampf zwischen Goliath und David bahnte sich an. Die Moslems kamen mit 30.000 bis 40.000 Soldaten auf 180 Schiffen. Ihnen standen nur 700 Ordensritter, 3.000 maltesische Soldaten und 5.000 Söldner gegenüber. Angesichts der feindlichen Übermacht zogen sich die Johanniter auf ihre Festungen St. Elmo, St. Michael und St. Angelo zurück. Der Kavalleriestützpunkt der Ritter, Mdina, wurde zum Fluchtpunkt des älteren Teils der Bevölkerung. Im Gegensatz zur im Landesinneren gelegenen vormaligen Hauptstadt Mdina lagen St. Elmo, St. Michael und St. Angelo am sogenannten Großen Hafen. Während St. Elmo an der Einfahrt des strategisch wichtigen, größten Naturhafens des Mittelmeeres am Kap des Mount Sceberras unweit des erst später erbauten Valettas lag, befanden sich St. Michael mit dem Orte Senglea und St. Angelo mit der seinerzeitigen Hauptstadt Birgu, dem heutigen Vittoriosa, auf der anderen Seite des Hafenbeckens auf zwei parallel nebeneinander liegenden Landzungen, die in die Bucht hineinragen. Hier fanden die entscheidenden Kämpfe der kommenden Monate statt.
Das erste ernsthaft verfolgte Ziel der Osmanen war St. Elmo, um vom Mount Scaberras in das tiefer gelegene Fort St. Angelo hineinschießen zu können. Die Besatzung von St. Elmo war zahlenmäßig der geballten Kraft der Moslems hoffnungslos unterlegen und wollte deshalb kapitulieren, aber der Großmeister des Ordens lehnte eine Kapitulation ab und forderte das Halten der Stellung bis zum letzten Mann. Er spielte auf Zeit. Er hatte mit der Vergiftung der Brunnen und Zisternen eine Politik der verbrannten Erde betrieben und setzte darauf, daß die Unwirtlichkeit des Landes und die Herbststürme über dem Mittelmeer eine Fortsetzung der Belagerung über den Sommer hinaus unmöglich machen würden. Zudem hoffte er auf spanische Unterstützung.
Am 23. Juni 1565 fiel Fort St. Elmo schließlich. Auf seiten des Ordens fielen bis zu diesem Zeitpunkt 1.500 Mann, darunter 130 Ritter. Die Besatzung des Forts hatte sich jedoch teuer verkauft. Die Belagerung, die laut Planung nicht einmal eine Woche in Anspruch nehmen sollte, hatte einen Monat gedauert und die Osmanen 8.000 Soldaten gekostet.
Oberbefehlshaber Mustafa Pascha soll nach der Besichtigung des genommenen Forts beim Anblick von St. Angelo gesagt haben: "Was werden erst die Eltern kosten, wenn schon das Kind einen so fürchterlichen Preis gekostet hat?" Aus Wut und Frustration hierüber ließ Mustafa die gefangenen Ritter - je nach Quelle - entweder kreuzigen oder aber erst enthaupten und dann ihre leblosen Körper ans Kreuz nageln oder binden. Die Kreuze ließ er dann als Warnung mit der natürlichen Strömung im Hafen zum gegenüberliegenden Feind in St. Angelo hinübertreiben. Dieser reagierte kaum weniger grausam. Der Großmeister ließ die gefangenen Moslems enthaupten und ihre Köpfe wie Kanonenkugeln in die Reihen des Gegners schießen.
Wie zuvor schon die Einnahme von St. Elmo erwies sich auch die der beiden verbleibenden Forts St. Angelo und St. Michael als schwieriger und zeitraubender denn geplant. So hatte das unter großen Opfern eroberte Fort St. Elmo nicht die erhoffte strategische Bedeutung. Zwar konnten die Osmanen nun auf dem Hügel über St. Elmo ihre Kanonen in Stellung bringen, doch bot der Fels keinerlei Deckung vor Gegenfeuer. Auch konnten die großen Einheiten der Armada nicht gegen die beiden Forts eingesetzt werden, da die Johanniter schon frühzeitig die Zufahrt zum Hafen mit einer mit Holzpfählen bewehrten Eisenkette versperrt hatten und diese Barriere mit bewaffneten Schwimmern gegen den osmanischen Versuch ihrer Trennung per Axt erfolgreich verteidigten. Zwar gelang es den Moslems, einige kleinere Einheiten auf dem Landwege in das Hafenbecken zu transportieren, doch blieben diese ohne entscheidende Bedeutung. So blieb den Osmanen nur die Beschießung und Eroberung der beiden Halbinseln von der Landseite aus. Es begann ein monatelanger Abnutzungskampf, der den Großmeister schließlich sogar selber zum Schwert greifen ließ.
Nachdem die Belagerer durch Krankheit und den ausbleibenden Erfolg bereits stark demoralisiert waren, brachte das von den Belagerten bereits lang ersehnte spanische Entsatzheer schließlich die Entscheidung. Überstürzt flohen die Moslems auf ihre Schiffe. Als sie erkannten, daß das Entsatzheer nicht stärker als 8.000 Mann war, war es bereits zu spät. Der Versuch, erneut auf der Insel zu landen, wurde von den ausgeruhten Spaniern abgewehrt. Am 8. September 1565 verließen die Osmanen die maltesischen Gewässer Richtung Heimat. 20.000 Mann hatte die Moslems ihr Invasionsversuch gekostet, 5.000 Mann ihren Gegner.
Fast ein Vierteljahr hatten die Osmanen ihre Belagerung von außen ungestört durchführen können. Die Entrüstung im christlichen Abendland war nun groß und forderte ihr Opfer. Als Verantwortlicher wurde der spanische Vizekönig für diese Region, Don Carcia de Toledo, ausgemacht, der erst so spät und dann auch nur so wenige Hilfstruppen geschickt hatte. Er wurde von Phi-lipp II. seines Amtes enthoben. Als gefeierter Held hingegen ging aus der Großen Belagerung der Großmeister hervor. Von ihm hat die nun mit großzügigen Spendengeldern aus ganz Europa auf dem Mount Sceberras errichtete Großfestung, die heutige Hauptstadt der Republik Malta, ihren Namen, Jean Parisot de la Valette. D. Beutler |
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