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Tilsit Auf Anordnung des Tilsiter Stadtrates wurde jetzt der Stadthaushalt geprüft. Auffällig und auch überraschend war, daß alleine 15 Prozent des Haushaltes (für russische Verhältnisse übermäßig viel) für die Löhne der Stadtbediensteten ausgegeben werden. Die zweite Überraschung bestand für die Abgeordneten darin, daß jeder Stadtangestellte jährlich mit Prämien und verschiedenen Unterstützungen für die Familie auf 18 Monatsgehälter kommt. Der Stadtrat hat nun beschlossen, durch Rechtsanwälte die Rechtmäßigkeit dieser Zahlungen überprüfen zu lassen.
Selbstdarstellung
Frankfurt/Main Am 16. und 17. Juni findet im Frankfurter Römer eine Selbstdarstellung des heutigen Königsberger Gebietes statt. Auf Einladung der Dresdner Bank sollen sich sowohl Königsberger Unternehmen als auch die Gebietsverwaltung den deutschen Interessenten darstellen. Aus Königsberg wird eine 30- bis 50köpfige Delegation, an der Spitze Gouverneur L. P. Gorbenko und der Vertreter des Büros der Delegation der deutschen Wirtschaft in Königsberg, Stephan Stein, mit einem Sonderflugzeug nach Frankfurt reisen. Die hiesigen Verantwortlichen erhoffen sich von dieser Präsentation einen Investitionsschub für das nördliche Ostdeutschland.
Arbeitslosigkeit
Nord-Ostdeutschland/Gumbinnen Die höchste Arbeitslosenquote im Gebiet verzeichnet Gumbinnen. Dort sind 10 Prozent der Bevölkerung ohne Arbeit. Dies entspricht einer Arbeitslosenquote, bezogen auf die Erwerbsfähigen, von weit über 30 Prozent. Ist diese Tatsache allein schon Grund zum Nachdenken, so erscheint es um so tragischer, daß auch dort die Arbeitslosen, wie in vielen anderen Städten des Gebietes, kaum eine Chance haben, in nächster Zeit ihren Rechtsanspruch auf Arbeitslosengeld erfüllt zu bekommen. So haben die Arbeitslosen in Darkehmen seit März 1996 keine Zahlungen mehr erhalten. Trotz alledem hat das Gebietsarbeitsamt die Anordnung des Gouverneurs Gorbenko erfüllt, die Arbeitslosenzahlen im Gebiet zu senken. Die Senkung der Gebietsarbeitslosenquote um 2,5 Prozentpunkte gelang nach Meinung von Experten aber nur durch entsprechende Bereinigung der Arbeitslosenstatistiken.
Straßenräuber
Tilsit Ausreisende nach Litauen sind seit kurzem begehrte Opfer von modernen Straßenräubern. Konnte doch die Polizei in diesem Monat direkt vor der Luisenbrücke einige junge Männer festnehmen, die anscheinend Autofahrer, die auf ihre Ausreise warteten, erpreßten. Gaben die Wartenden nicht mindestens 100 US-Dollar Schutzgeld, so drohte man damit, ihre Autoscheiben einzuwerfen. Bedauerlicherweise mußte die Tilsiter Polizei die Täter nach 10 Tagen wieder aus dem Gewahrsam entlassen, da sich keinerlei Zeugen für diese Erpressungsversuche auftreiben ließen. Entweder schwiegen die Geschädigten aus Angst oder hatten mittlerweile das Land verlassen. Sollte jemand diesen Gangstern in die Hände fallen, so ist es auf jeden Fall empfehlenswert, sofort die Polizei in Tilsit aufzusuchen.
Glückwunsch
Paul Gollan, der Gründer der "Sozial-kulturellen Gesellschaft der Deutschen in Ermland und Masuren", wird am 28. August 65 Jahre alt.
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