Siegfried Lenz liest seinen Roman Fundbüro

Es gibt an langen Winternachmittagen kaum etwas Schöneres, als zu einem guten Buch zu greifen und zu schmökern. Was aber tun, wenn das Augenlicht nachläßt, wenn man nicht mehr Seite für Seite geradezu verschlingen kann wie in der Jugendzeit? Die moderne Technik bringt da Abhilfe. Sogenannte Hörbücher, einst auf Musik-Kassetten, jetzt auf CDs, lassen Literatur zu einem Hör-Erlebnis werden. Schauspieler und Schriftsteller lesen beliebte und bekannte, eigene und fremde Texte, bringen die Literatur ins Haus.

Es gibt nun nicht viele Autoren, die ihre eigenen Texte ansprechend lesen können, die ihr Publikum nicht zuletzt auch durch das gesprochene Wort in ihren Bann ziehen. Der Ostpreuße Siegfried Lenz

kann es, das stellt er nun in einer neuen Produktion des Hamburger Verlags Hoffmann und Campe wieder unter Beweis. Auf sechs CDs liest Lenz seinen Roman "Fundbüro". Es ist die Geschichte des jungen, fröhlichen Henry Neff, der im Fundbüro der Deutschen Bahn arbeitet und so tagtäglich den großen und kleinen Verlierern begegnet. Gemeinsam mit seinen Kollegen spürt er den Besitzern verlorener Gegenstände nach, wobei sich auch so manche intensive Begegnung mit den verschieden- sten Menschen ergibt. "Fundbüro ist ein Roman um den Verlust der Unschuld und um die Gefahr, etwas sehr Wertvolles zu verlieren: die Menschlichkeit", schrieben wir zur Neuerscheinung des Buches. Mit warmer Stimme erzählt Lenz seine Geschichte um das Glück des Wiederfindens, aber auch um das Verlieren, zwei zentrale Themen, die letztlich durch das persönliche Erleben des Ostdeutschland während Flucht und Vertreibung geprägt wurden.

Siebeneinhalb Stunden Lenz in einem Stück verlangen selbst von einem Fan eine ganz besondere Ausdauer. Und so sind die einzelnen CDs in mehrere Abschnitte unterteilt, die man über das Abspielgerät direkt ansteuern kann. Dem Hör-Erlebnis steht nichts im Wege.

Siegfried Lenz: "Fundbüro", Hoffmann und Campe, 6 CDs, Laufzeit etwa 455 Minuten, 26,90 Euro