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Stettins Tor zur Welt: Fortschritt in Kaisers Namen

 
     
 
In Swinemünde und in Stettin feiert man in diesem Jahr den 120. Geburtstag de sogenannten "Kaiserfahrt". Dieser Kanal durch die Südostspitze der Insel Usedo ermöglicht es den großen Frachtschiffen, die pommersche Hauptstadt Stettin direk anzulaufen. Andernfalls müßten die Kolosse, die vom Atlantik kommend über die Nordse die Ostsee erreichen, in Swinemünde anlegen und dort ihre Waren auf Binnenschiff umladen.Die Polen nennen die Wasserstraße "Pistowski-Kanal" und sind stolz auf da technische Meisterwerk, das ihnen 1945 durch die Annexion von Stettin in die Hände fiel Andrzej Montwill, Präsident des Vorstandes der "Stettin-Swinemünde Seehafe Aktiengesellschaft", betonte anläßlich der Feiern, daß zwar jede Zeit und jede Jahrhundert das Gesicht der Häfen neu gestalte, das heutige Aussehen der Hafenanlagen vo Stettin und Swinemünde aber zum größten Teil ein Ergebnis des Kanalbaus vor 120 Jahren sei. Zweifellos habe die Kaiserfahrt, s Montwill, für Stettin das "Tor zur Welt geöffnet".

Im Zusammenhang mit dem Jubiläum wird zwar darauf hingewiesen, daß der Kana "Kaiserfahrt" hieß, doch daß an seinen Ufern und in der ganzen weiten Umgebun früher Deutsche gelebt haben und sie es waren, die den Kanal bauten, ist de Geburtstagsrednern keinen Hinweis wert.

Überhaupt fällt auf, daß die Ansprachen und Broschüren
zweisprachig polnisch un englisch abgefaßt sind, während eine Übersetzung in die deutsche Sprache offenbar nich für sinnvoll erachtet wurde. Von der vielbeschworenen guten Nachbarschaft konnte hie also nicht die Rede sein.

Für die Deutschen ist die ganze Angelegenheit ohnehin ein trauriges Kapitel. So wi man in einer Familie von Generation zu Generation das "Familiensilber" mehrt un vererbt, versucht ein Staat, den volkswirtschaftlichen Wohlstand stetig zu erhöhen. Doc von dem, was einst die alten Pommern schufen, haben die heutigen – vertriebene – Pommern und der deutsche Staat nichts mehr. Weder Kaiserfahrt noch Brücken noc Freihafen nutzen ihnen etwas. Statt dessen versucht die polnische Verwaltung nac Kräften, dem Rostocker Hafen bei der Belieferung Berlins Konkurrenz zu machen. Zwischen den beiden Ostseestädten Rostock und Stettin hat sich ein handfeste Wettstreit entwickelt. Schließlich geht es bei der Versorgung der über drei Millione Einwohner der deutschen Hauptstadt und der Industrieregion an Spree und Havel um vie Geld. Eine Menge Geld war bereits bei der Planung und dem Bau des Kanals im Spiel, nämlic die für damalige Verhältnisse beachtliche Summe von 3,5 Millionen Reichsmark. Erst Überlegungen zu dem Großprojekt hatte es angesichts der schlechten Wasserverbindung nach Stettin scho 1862 gegeben. Wie so oft, haperte es zunächst allerdings an den nötigen Finanzen 1875 wurde endlich mit Planung und Bau begonnen, und binnen fünf Jahren war der neue siebeneinhalb Kilometer lange Wasserweg fertiggestellt. Am 26.6.1880 wurde die Kaiserfahr feierlich eröffnet. Damals hatte sie eine Tiefe von 9,15 Metern, heute sind es 10, Meter.
 
     
     
 
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