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Heima und ihre Deutung hat durch die Jahrhunderte hindurch Dichter und Schriftsteller imme wieder beschäftigt. Auch der deutsche Dramatiker Wilhelm von Scholz hat ein Poem mi dem Titel "Heimat" verfaßt:
Eine Heimat hat der Mensch
Doch er wird nicht drin geboren
muß sie suchen traumverloren
wenn das Heimweh ihn ergreift.
Aber geht er nicht in Träumen,
geht er achtlos ihr vorüber,
und es wird das Herz ihm plötzlich
schwer bei ihren letzten Bäumen.
Wilhelm von Scholz will nichts anderes damit sagen, als daß der Heimatbegriff etwa sehr Persönliches, Subtiles ist. Er besteht, solange diese Heimat Umgebung ist. Wird si verloren, so gerät sie zur Erinnerung, wird Sehnsucht, um dann von jeder Generation zu anderen schwächer zu werden. Das ist ein Phänomen, das weltweit Gültigkeit besitzt.
Der Hauptwidersacher dieses so subtilen Gebildes Heimat ist die Vertreibung. De Heidelberger Kulturwissenschaftler Alexander Rüstow kam in seinem vielbeachtete Standardwerk "Ortsbestimmung der Gegenwart" zu dem Schluß, daß zu Urzeiten un bedingt durch geographische Begebenheiten Sammler sowie Pflanzer auf der einen und Jäge auf der anderen Seite sich gegenüberstanden. Sie verteidigten ihre Areale und neidete sie sich: das Urmotiv von Vertreibungen.
Diese Geißel der Vertreibung setzte sich über die Jahrhunderte hinweg fort, die Imperien der Hochkulturen kannten sie vortrefflich. Das Römische Reich beispielsweis sorgte unerbittlich dafür, daß Israels zwölf oder gar dreizehn Stämme in alle Wind zerstreut wurden. Die Glaubenskämpfe der folgenden Jahrhunderte sorgten nicht minder fü Verluste der Heimat, indem die Vertreibung zu einer Selbstverständlichkeit wurde.
Ein einmaliges, gigantisches Ausmaß aber erreichte die Vertreibung der Deutschen End des Zweiten Weltkrieges, ob aus Ost- und Westpreußen, Pommern, Brandenburg, Schlesien dem Sudetenland, Ungarn oder Rumänien, fünfzehn Millionen wurden vertrieben, 2, Millionen fanden dabei einen schrecklichen Tod.
Die Lebenden kamen zumeist in das geteilte Restdeutschland, die Mehrzahl von ihnen in die Bundesrepublik, wo sie sich organisierten, Freundeskreisen gründeten und mi vorbildlichem Fleiß am Wiederaufbau des Landes teilnahmen. Ihre politische Bedeutung war zusammengeschlossen im Dachverband, dem Bund der Vertriebenen (BdV), von nich unerheblicher Bedeutung und ist es in einem gewissen Sinne auch heute noch. Dennoch hat e immer wieder Anfeindungen gegeben, und es gibt sie sogar heute noch. Die Heimat im Herze zu bewahren, mehr war es nicht, weil es eine ernsthafte Politik auf Rückgabe der Gebiet nicht gab, hat das böse Wort vom Ewiggestrigen nie verstummen lassen. Erst jetzt, Jahr nach dem Fall des eisernen Vorhangs, kommt das Bewußtsein darüber allmählich zurück.
Inzwischen ist freilich die unmittelbare Erlebnisgeneration jener schier unglaubliche Vertreibungsmaschinerie zu Teilen schon in die Ewigkeit abberufen worden. Die nachgewachsenen Generationen wissen zwar mehr als andere Bundesbürger, wo die Heima ihrer Großväter und Großmütter lag, aber jenes beschriebene subtile Wort Heima bersitzt einen anderen Stellenwert. Das wissen auch die Freundeskreisen ebenso wie de BdV. Jährliche freundschaftliche Treffen sind eine gute und schöne Sache abe tempora mutantur, die Zeiten und auch die Generationen ändern sich.
Die Geißel der Vertreibung jedoch feiert fröhliche Urständ wie das jüngste Beispie im Kosovo-Konflikt zeigt. So ist es geradezu in diesem Sinne eine bahnbrechende Idee de derzeitigen BdV-Präsidentin Erika Steinbach, in Berlin ein "Zentrum gege Vertreibungen" entstehen zu lassen. Es soll, nachdem das den Vertriebenen gewidmet Deutschlandhaus in Berlin seine Pforten geschlossen bekam, nicht nur an die Vertreibun der Deutschen aus Deutschland erinnern, sondern, wie die "FAZ" schreibt, die gewaltsame Entwurzelung Unschuldiger insgesamt nicht vergessen machen und "künftig Vertreibungen durch Information und wissenschaftliche Aufarbeitung" in aller Wel ächten.
Angetan von dieser Idee sind Innenminister Schily, der Vorstand der Deutschen Bank Breuer, die Schriftstellerin Freya Klier und der Vorsitzende der Gesellschaft fü bedrohte Völker, Tilmann Zülch. Alle Ministerpräsidenten der Länder, so heißt es hätten ihre Zustimmung zugesagt, die Stiftung, die 160 Millionen Mark kosten wird, zu unterstützen. Der zu schaffende Beirat wird in Wiesbaden tätig sein. Der BdV hoff übrigens, daß auch aus Ländern wie Polen, Rußland oder der Tschechei, von denen angestiftet durch die Hauptsiegermächte, die Vertreibungen ausgingen, Politiker als Pate für die Stiftung zur Verfügung stehen werden.
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