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Bei diesem Urlaub habe ich nicht viel von Königsberg gesehen, weil wir nur kurz durch die Stadt fuhren. Im Hotel "Kaliningrad" wurde eine kleine Kaffeepause eingelegt. Da machte ich die Feststellung, daß sich hier viel geändert hat. Vor vier Jahren traute man sich nicht auf diese fürchterlichen Toiletten zu gehen. Wo früher Plumsklos waren mit einem Reisigbesen, der daneben stand, da mußte man jetzt bei übertrieben geschminkten Frauen Eintritt bezahlen. Alles war modern und sehr sauber. Tiefes Mittelalter vor vier Jahren!
Als wir langsam den Steindamm entlang fuhren, bemerkte ich noch eine gravierende Änderung. Dort wimmelte es nur so vor lauter hübschen, gutgekleideten Frauen und Mädchen, Pelz und Leder herrschten vor, von Armut keine Spur!
Alte Leute sieht man kaum, auch Frauen mit grauen Haaren nicht. Die Alten und Kranken werden nicht gezeigt, sie leben in den engen Wohnungen in den Hochhäusern, wo das Treppenhaus aus kaltem Beton ist, wo die Fahrstühle nie funktionieren, wo Hunde und Katzen herumwildern. Es stinkt überall, weil die Müllschlucker verstopft sind. Vor vier Jahren, als ich in der Knaußallee wohnte, guckte ich morgens um 4 Uhr aus dem Fenster, weil ich Geräusche hörte, die ich am Tage nie vernahm.
Aus allen Hinterhöfen kamen alte, gebückte Frauen heraus mit Reisigbesen und fingen an zu fegen. Das war dieses seltsame Geräusch. Jede Frau hat ein Revier, und das wird sehr ernst genommen. Sie fegen die kaputten Straßen, die Rinnsteine an den Bordsteinen müssen sauber sein, wenn die Stadt erwacht. In dieser Zeit zwischen Nacht und Morgenfrühe, da finden auch ihre Gespräche statt. Ein Dolmetscher sagte mir, daß es ihre einzige Verbindung zur Nachbarschaft wäre, und sie hielten streng an dieser Tradition fest. Für mich sind sie die Heinzelmännchen von Königsberg!
Sie fegen, fegen und fegen immer noch, ich habe nachgefragt.
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