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Ein Film mit ihr und Paul Hubschmid ist mir besonders in Erinnerung: „Alle Tage ist kein Sonntag“ aus dem Jahr 1959. Eine Zeit, in der Elisabeth Müller längst zu den Leinwandlieblingen gehörte. Die Karriere der schö-nen Schauspielerin mit den ausdrucksvollen Augen umfaßt sogar einen Abstecher in die Traumfabrik Hollywood.
Schon früh fühlte sich die Tochter eines Ordinarius der Zahnmedizin an der Universität Basel von der Bühne angezogen. Kein Wunder, die Schwester ihrer Mutter war die namhafte Schauspielerin Ellen Widmann. – In Berlin-Lichterfelde ist ein Weg nach ihr benannt. – Erste starke Eindrücke vermittelten der Schülerin Elisabeth Aufführungen des Zürcher Schauspielhauses, an dem ihre Tante engagiert war. Sie war 15 Jahre alt und an ihrem Berufswunsch, die berühmten Bretter zu erobern, änderte sich nichts. Trotz wiederholter Zweifel, ob es reiche an Talent, studierte sie fleißig Rollen ein. Es war der richtige Weg.
Ausgebildet an einer privaten Schauspielschule in Zürich, trat sie ihr erstes Engagement an eben diesem renommierten Schauspielhaus Zürich an. Ihre Kollegin Agnes Fink machte sie dort mit dem Regisseur Heinz Hilpert bekannt, der in den darauffolgenden Jahren auch für sie beruflich sehr prägend war. Unter seiner Regie spielte sie zunächst die Diddo in „Des Teufels General“. Hilpert verpflichtete Elisabeth Müller 1948 ans Stadttheater Konstanz. „Meine schönste Rolle war die Luise in ,Kabale und Liebe‘“, erinnert sich die Jubilarin. Als Heinz Hilpert die Intendanz des Göttinger Theaters übernahm, konnte auch sie dorthin folgen. „Ein wunderbarer Mann. Er war sehr, sehr wichtig für mich.“
In der Universitätsstadt kam sie erstmals mit dem Medium Film in Berührung und tauschte die Theaterbühne mit der Arbeit in den berühmten Ateliers. Der erste deutsche Film der Schweizerin war 1952 „Der Tag vor der Hochzeit“ mit dem Pommern Paul Dahlke. Viele andere sollten folgen, darunter „Moselfahrt aus Liebeskummer“ mit Will Quadflieg, „Rosen für Bettina“ mit Willy Birgel und „Gestehen Sie, Dr. Corda!“ mit Hardy Krüger.
Verzaubert von ihrem Bild in einer Illustrierten, holte der bekannte Filmregisseur Henry Koster die damals 30jährige 1956 für Dreharbeiten nach Hollywood. In „Die Macht und ihr Preis“ spielte sie an der Seite von Robert Taylor. „Am Schluß der Dreharbeiten überreichte er mir eine von Hand gemachte Fischerrute für meinen Vater, nachdem ich ihm erzählt hatte, daß mein Vater ein passionierter Forellenfischer war.“
Ein weiterer amerikanischer Streifen entstand 1959: In „Hügel des Schreckens“ spielte sie an der Seite von Robert Mitchum. Im darauffolgenden Jahr stand sie in dem Mehrteiler „Am grünen Strand der Spree“ wieder vor einer deutschen Fernsehkamera. Sie war in Episoden der TV-Krimis „Derrick“ und „Der Alte“ zu sehen und in einer letzten Theaterrolle sah man sie als Mrs. Higgins in „My fair Lady“ im Augsburger Freilichttheater. In die jüngere Zeit fallen ihre Auftritte mit eigenem Lesungsprogramm und die Arbeit als Sprachausbilderin.
Elisabeth Müller, Mutter zweier Töchter, war in zweiter Ehe mit dem 1988 verstorbenen ostdeutschen Kameramann Kurt Grigoleit verheiratet. Sie ist seit Jahrzehnten im schweizerischen Sempach zu Hause, lebt seit kurzem mit Hund Piccolo im dortigen Meierhöfli. Am Telefon ist ihr stilles, fast scheues Wesen spürbar und ihre immer noch vorhandene Liebe zum Theater mit seinen Protagonisten.
Am vergangenen Dienstag wurde Elisabeth Müller 80 Jahre alt. Das Schweizer Fernsehen gratulierte ihr mit einer Wiederholung von „Taxichauffeur Bänz“ (1957) mit Schaggi Streuli und Maximilian Schell. Den oder einen anderen Film hätten wir uns auch gewünscht! Susanne Deuter
Elisabeth Müller-Grigoleit: Bis ins hohe Alter hat sie sich ihre Schönheit erhalten. Fotos (2) : Kettermann, privat |
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