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Als Grund für die restriktive Kreditvergabe nennen die Kreditinstitute immer wieder die neuen Richtlinien nach einem internationalen Abkommen, bekannt als "Basel II". Dieses Regelwerk gilt in der EU zwar erst von 2007 an, viele Kreditinstitute praktizieren aber bereits nach "Basel II".
Danach müssen Banken - neben anderen Maßnahmen zur Geschäftssicherung - ihre Kunden wie nach Schema F bewerten.
Das sind viele Familienbetriebe , die in der Vergangenheit enge Kontakte zu ihren Hausbanken hielten und sich dadurch abgesichert sahen, immer noch nicht gewöhnt.
Gute Kunden, bewertet nach einigen wirtschaftlichen Kenndaten, erhalten nach "Basel II" günstige Kreditkonditionen, die anderen werden als Risikofälle eingestuft und müssen Strafzinsen akzeptieren, die die Kreditfinanzierung letztlich unwirtschaftlich machen.
Eigentlich sollten nach speziell angepaßten Bewertungsregeln kleine und mittlere Unternehmen bevorzugt werden, meinte die "Deutsche Bundesbank" noch Anfang 2006 in ihrem Bericht "QIS5" zu den Auswirkungen von "Basel II". Aber das Gegenteil tritt ein.
Die Mittelstandsbetriebe in Deutschland, vor allem die Unternehmen in Familienbesitz, sind im Vergleich zu Unternehmen aus den Nachbarländern deutlich kapitalschwach - die Eigenkapitalquote auf die Bilanzsumme beträgt im Durchschnitt gerade 7,5 Prozent, umsatzstarke Mittelständler dürften Quoten zwischen 20 und knapp über 30 Prozent ausweisen. Zum Vergleich können Unternehmen aus Frankreich oder den Niederlanden bei ähnlicher Marktstellung mit Eigenkapitalquoten von 30 bis über 50 Prozent sich große Konkurrenzvorteile bei der Finanzierung sichern.
Die geringe Eigenkapitalquote hat zum einen politisch-historische Gründe: Viele mittelständische Unternehmen mußten kriegsbedingt hohe Vermögensverluste hinnehmen, die nicht durch politische Maßnahmen ausgeglichen wurden. Auch der deutsche Einigungsvertrag von 1990 ist ein Beispiel für die Benachteiligung der Familienbetriebe - die Politik schrieb Substanzverluste durch Enteignungen ohne Ausgleich fest; eine Chance, die Konkurrenzfähigkeit dieser Unternehmen zu verbessern, wurde übergangen.
Zum anderen müssen viele Familienbetriebe direkt den Lebensunterhalt der Inhaber finanzieren, wie die Unternehmensberatung "Pricewaterhouse Coopers" herausfand. Nur ein Viertel der Unternehmer kann es sich leisten, die Gewinne für Expansionen oder Investitionen vollständig im Unternehmen zu lassen. Die anderen leisten sich mehr oder minder hohe Kapitalentnahmen.
Die tatsächlichen Stärken der Mittelstandsbetriebe - dazu zählen die gute Personalbindung bei Leistungsträgern, die hohe Innovationsfähigkeit und die schnelle Reaktion auf Marktänderungen sowie die speziellen Fähigkeiten des Managements sich in Nischenmärkten zu behaupten - zählen wenig oder belasten sogar die Einschätzungen nach "Basel II".
Hohe Ausbildungsleistungen, oft geht das Lehrstellenangebot aus sozialer Verpflichtung über den eigenen Bedarf hinaus, werden den Familienbetrieben bei der Kreditwürdigung negativ angekreidet. Vs |
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