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Mittellage bedenken

 
     
 
Die deutsche Revolution der Jahre 1989 und 1990, die historisch in ihrer Bedeutung den Rang der französischen Revolution des Jahres 178 hat, liegt ein Jahrzehnt zurück. Sie war friedlich und brachte die Chanc freiheitlicher Demokratie für ganz Europa. 36 Jahre vorher, am 17. Jun 1953, war der freiheitliche und nationale Volksaufstand
zwischen Rüge und dem Thüringer Wald den Revolutionen der Ungarn, Polen und Tscheche zeitlich vorausgegangen, alle gemeinsam brachten die sogenannt "Ordnung von Jalta" zum Einsturz, die Stalin, Roosevelt un Churchill auf der Krim festgelegt hatten.

Vor einem Jahrzehnt demaskierte die friedliche deutsche Revolution mi der so selbstverständlichen Aussage "Wir sind das Volk" und de Forderung "Deutschland einig Vaterland" nicht nur da kommunistische Regime der DDR, sondern zugleich auch die Gesellschaft de westdeutschen Sonderbewußtseins. So nannte der Sozialdemokrat Tilma Fichter die von der großen Mehrheit der Schriftsteller, Künstler Publizisten, Fernsehgewaltigen, Historiker, Zeitgeschichtler und nich zuletzt Theologen geformte und beeinflußte westdeutsch "Gesellschaft", die keine Nation mehr sein wollte, so als könn man aus einem Volk austreten, wie aus einem Kegelverein. Daß sie sic damit zugleich gegen die historisch gewachsene nationalstaatliche Struktu Europas stellten und einen Sonderweg beschritten, haben viele von ihne bis heute noch nicht gemerkt.

Diese "Gesellschaft des westdeutschen Sonderbewußtseins" gründet sich auf dem Lebensgefühl der sogenannten "68er"-Generation, fü die die Wiedervereinigung einen Schock bedeutete, den kaum einer s treffend beschrieb wie der Schriftsteller Patrick Süskind, der sic selbst zu diesen 68ern zählt. Die Einheit der Nation, das Nationale überhaupt sei ihre Sache nicht gewesen, und: "Wir hielten es für ein vollkommen überholte und von der Geschichte widerlegte Idee aus de vorigen Jahrhundert, auf die man getrost verzichten konnte". Die Provence im Westen und die Toskana im Süden hätten ihnen viel nähe gelegen als "so dubiose Ländereien wie Sachsen, Thüringen, Anhalt Mecklen- oder Brandenburg", denn: "Was hatten wir mit Leipzig Dresden oder Halle im Sinn? Nichts. Aber alles mit Florenz, Paris London." Doch 1989 habe sie dann, wie Süskind schrieb, "da Erdbeben kalt erwischt".

Die innere Ablehnung der deutschen Mitte und des Ostens ist die Reaktion auf einen Generalangriff auf die deutsche Geschichte, der von de Schweizer Theologen Karl Barth nach dem Zweiten Weltkrieg ebenso geführ wurde wie von dem kommunistisch gesteuerten Antifa-Block. Ganze Generationen junger Deutscher wurde in sogenannter exemplarische Geschichtsbetrachtung die Geschichtsklitterei vom "deutsche Sonderweg" in der europäischen Geschichte vermittelt, der als ein schlimme obrigkeitsstaatliche Linie von Luther über Friedrich den Große zu Bismarck und schließlich direkt zu Hitler verlaufen sei, wobei Preuße eine besonders diabolische Rolle zugewiesen wurde. Im Ergebnis meinten un meinen viele Deutsche, einem Volk anzugehören, das im Gegensatz zu anderen aus säbelrasselnden Militaristen und servilen Untertanen bestünde wenn ihm nicht Freiheit und Demokratie schließlich von außen gebrach worden wären.

Auch regierungsamtlich wurde aller Welt haarsträubender Unsinn übe die deutsche Geschichte erzählt. Die Regierung Schmidt ließ in den späte siebziger Jahren durch die Auslandsvertretungen des von Gensche geleiteten Auswärtigen Amtes auf Kosten der deutschen Steuerzahle weltweit einen Bildband "Schönes Deutschland" verbreiten, de nur Bilder aus dem Gebiet der Bundesrepublik enthielt und dem Leser vo einer "Spaltung des Nationalbewußtseins" berichtete, "den die Deutschen in der Bundesrepublik leben aus anderen Wurzeln un Antrieben als ihre Brüder in der DDR". Der Osten Deutschlands teil nicht das römische Erbe, an dem er nur "mittelba partizipiere". Kernstück dieses Erbes aber seien, "übe Katholizismus und Weinbau hinaus, die Bürgerfreiheiten". Als Schlußfolgerun heißt es dann: "Offenbar entspricht die Ostgrenze de mittelalterlichen Reiches der Ottonen einer Bruchlinie im geopolitische Fundament Mitteleuropas, die nach 1945, im Zeichen weltpolitische Katastrophen, als innerdeutsche Grenze aufbrach."

Nach dieser aus Deutschland selbst der Welt offerierte westzentristischen Geschichtsideologie war die Zonengrenze nich Siegerwillkür, sondern das Ergebnis einer jahrhundertelangen historische geistes- und kulturgeschichtlichen Entwicklung. Ein Jahrzehnt nach de friedlichen deutschen Revolution ist es an der Zeit, sich auf die Freiheitstraditionen der Deutschen zu besinnen: der im Westen, der in Osten. Das wäre der beste Beitrag, den Deutschland für Europa bringe kann. L. Opoczinski

 
     
     
 
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