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Berliner Konferenz 1945: Als Deutschland verramscht wurde

 
     
 
Als historische Tatsache wurde und wird in Ost und West nach wie vor wahrheitswidrig die "Berliner Konferenz" vom 17. Juli bis zum 2. August 1945 im "Cecilienhof" in Potsdam als "Potsdamer Abkommen" mit völkerrechtlich gültigen Vereinbarungen, Konsequenzen und Vorgaben der Siegermächte dargestellt. An diesem Ort hatte auch Hitler vor der "Machtübernahme" zusammen mit Göring, Röhm und einigen weiteren Funktionsträgern der NSDAP den einstigen deutschen Kronprinzen Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen besucht und ihm in der durchsichtigen Hoffnung auf dessen Sympathiebekundung erklärt: "Ich sehe als Krönung meines Werkes die Wiederherstellung des deutschen Kaisertums unter Beseitigung der Bundesstaaten. Ich denke mir, daß dann ein Hohenzoller an der Spitze steht."

78 Tage nach seinem Tod konferierten andere im einstigen Hohenzollern-Schloß: die sogenannten "Großen Drei", zunächst Roosevelt und nach dessen Tod Truman (für die USA), Stalin (für die UdSSR) und zunächst Churchill und nach dessen Ablösung Attlee (für Großbritannien). Ihre Konferenz hat infolge der sowjetisch
en Propaganda und politischen Entscheidungen als "Potsdamer Abkommen" nicht nur in der geschriebenen Geschichte ihren Platz gefunden.

Sie erscheint - auch durch Mitverschulden der Westmächte - nicht nur in Rußland und den einstigen anderen Staaten des 1955 geschlossenen Warschauer Paktes nicht tatsachengerecht als Konferenz der Siegermächte, die völkerrechtswidrige gemeinsame Entscheidungen und Maßnahmen gegen den geschlagenen Gegner diskutierten und planten, sondern als "Abkommen" mit völkerrechtlich gültigen Konsequenzen für die Sowjet-union, Deutschland und Polen, dem Stalin unter Mißachtung der Absprachen mit den Westalliierten von sich aus kurzerhand deutsche Ostterritorien übertragen hatte.

Keine zeitgeschichtliche Konferenz wurde in der Sowjetunion, in der "Sowjetisch besetzten Zone" und später in der DDR so oft als Legitimation für völkerrechtswidrige und andere unrechtmäßige sowjetische und eigene politische Maßnahmen mißbräuchlich strapaziert wie die zum "Potsdamer Abkommen" umfunktionierte "Berliner Konferenz", die mit dem Abschluß des Zwei-plus-vier-Abkommens von 1990 offiziell ihre Wirksamkeit verlor, ohne jedoch revidiert zu werden. Bis zum Zusammenbruch des Sowjetimperiums wurde der Bundesrepublik Deutschland und den Westmächten, immer mit dem Hinweis auf das "Potsdamer Abkommen", der Vorwurf gemacht, die Bestimmungen und Vorgaben des "Abkommens" ignoriert zu haben. Im DDR-"Weißbuch" von 1951 beispielsweise, das den provokativen Titel "Weißbuch über die amerikanisch-englische Interventionspolitik in Westdeutschland und das Wiedererstehen des deutschen Imperialismus" trug und die Konferenz ebenfalls als "Potsdamer Abkommen" titulierte, wurde vor allem den USA massiv vorgeworfen, die Bestimmungen und Vereinbarungen des "Potsdamer Abkommens" rigoros zu ignorieren und teilweise ins Gegenteil zu verkehren, indem sie weiterhin mit "Nazidirektoren" der deutschen Schwerindustrie zusammenarbeiteten und die "Empfehlungen" des "Potsdamer Abkommens" vorsätzlich ignorierten. Im "September 1950", so hieß es im DDR-"Weißbuch", fand in New York eine Tagung der Außenminister der USA, Großbritanniens und Frankreichs statt, auf der "Deutschland treffende Beschlüsse gefaßt" wurden, "die schwerwiegende Verletzungen des Potsdamer Abkommens" darstellten.

Stalin ging es bei der von ihm initiierten Klassifizierung der "Konferenz" zum "Abkommen" vor allem darum, sich bei seinen außenpolitischen Maßnahmen auf angeblich internationale Abkommen berufen zu können, die er unter den Augen der Westalliierten spezifisch zugunsten der Sowjetunion stilisierte und instrumentalisierte. So erschienen, um zunächst nur einige Aspekte zu nennen, die völkerrechtswidrige Einverleibung Ostdeutschlands, die Unterstellung eines Teiles Ostdeutschlands unter polnische Herrschaft, die Enteignungsmaßnahmen in der Sowjetzone und die Vertreibung der Deutschen aus Ostdeutschland als von den vier Siegermächten übereinstimmend vereinbarte Maßnahme.

Noch ehe die westlichen Kontrollräte begriffen hatten, was geschehen war, hatte die Sowjetunion am 9. Juni 1945 in Berlin-Karlshorst als oberstes Machtorgan der sowjetischen Besatzungszone eine Sowjetische Militäradministration (SMAD) installiert. Unter ihrer Regie entfernten die Sowjets bereits vor der "Berliner Konferenz" Reparationsgüter erheblichen Ausmaßes in der offensichtlichen Furcht, daß die Westmächte während der für Juli 1945 programmierten Konferenz Einsprüche gegen bestimmte Maßnahmen der UdSSR erheben würden. Schließlich waren es 33 Prozent der Industrieanlagen aus ihrem Berliner Sektor und 85 Prozent aus den Westsektoren. Während die Amerikaner innerhalb eines Jahres für 200 Millionen und die Briten für 320 Millionen Dollar Lebensmittel in ihre Zonen lieferten, baute die Sowjetunion seit Anbeginn der Besetzung Fabriken, Industrieanlagen, Maschinen und technische Geräte als Reparationsleistungen ab und verschleppte Facharbeiter sowie Spezialisten aller Art zur Zwangs- arbeit in die Sowjetunion. Als Stalin, Roosevelt und Churchill im Juli 1945 in Potsdam konferierten, war aus Berlin nicht mehr viel herauszuholen. Dennoch erklärten die Sowjets erst im Januar 1947, daß ihre Demontagen beendet seien. Alles dies geschah unter Berufung auf das sogenannte Potsdamer Abkommen.

Daß die Protokolle der Potsdamer Verhandlungen - abgesehen von dem Zugeständnis der Westalliierten, die auf den sowjetischen militärischen Beitrag in ihrem Krieg gegen Japan warteten, für Reparationsentnahmen der Sowjets - keine Zusicherungen für derartige Maßnahmen enthielten, ignorierten nicht nur die Sowjets, sondern auch die Westmächte. Daß die Potsdamer Protokolle infolge ihrer Unzulänglichkeit darüber hinaus Auslegungen nahezu jedweder Art zuließen, könnte durchaus programmiert gewesen sein. Sie tragen unmit- telbar nach den letzten Mitschriften, also am Schluß, weder die Unterschriften der Teilnehmer noch Stempel oder Siegel. Stalin, Truman und Attlee haben am 1. August 1945 durch ihre Unterschriften lediglich bestätigt, daß sie dem "Protokoll" der "Berliner Konferenz" zustimmten, ohne die während der Besprechungen geführten Mitschriften indes selbst gelesen zu haben, was durch die teilweise gravierenden inhaltlichen Abweichungen in den übersetzten Wiedergaben zweifelsfrei bestätigt wird. Unter der zur Information der Weltöffentlichkeit verfaßten, in englischer, französischer und deutscher Sprache publizierten "Mitteilung über die Dreimächtekonferenz in Berlin" vom 2. August 1945 befanden sich bei der englischen und französischen Publikation am Schluß kommentarlos die gedruckten Namen der drei Hauptakteure, während es bei der deutschen Wiedergabe zusätzlich hieß, daß Stalin, Truman und Attlee den "Bericht ... unterzeichnet" hätten. Auf der russischen Ausgabe der "Mitteilung" fehlten die Namen und der entsprechende Hinweis.

Zwar war Stalin bereits spätestens seit Jalta die Meinungsführerschaft in den Verhandlungen zugefallen, doch seine mißtrauische Mentalität und seine Charakterstruktur haben ihn offenbar befürchten lassen, mit Truman nicht so umgehen zu können wie mit Roosevelt, so daß er die Möglichkeit einkalkulierte, in Potsdam von seinen westlichen Partnern womöglich auf Aspekte und Kriterien festgelegt werden zu können, die seinen Plänen und Zielen zuwiderliefen. Fehlten die gedruckten Unterschriften unter dem sowjetischen Protokoll, so dürfte er kalkuliert haben, könnte ihm von den Westalliierten bei ab- weichenden politischen Maßnahmen schwerlich unterstellt werden, wortbrüchig geworden zu sein. Nicht auszuschließen ist im Zusammenhang mit den Unterschriften allerdings auch die Version, daß Stalin, Truman und Attlee am 1. August 1945 ihre Namen - ohne Vornamen - auf ein Blatt ohne DIN-Format, ohne gedruckten Kopf, Stempel und Siegel nur geschrieben hatten, weil sie von Medienvertretern, die über die Konferenz zu berichten hatten, darum gebeten worden seien. Auch wenn dies zutrifft, ist Stalins Verhalten nicht anders einzuschätzen.

Das Blatt wur- de dem Protokoll, das sich nach offiziel- len Angaben aus Potsdam nicht mehr in Deutschland befindet, einfach angefügt. Daß die - für Völkerrechtsvereinbarungen unübliche - Unterstreichung der Unterschriften nachträglich vorgenommen wurde, ist bei Stalins Signatur deutlich zu erkennen. Der Querstrich geht durch den ersten Buchstaben des nicht ausgeschriebenen Vornamens "Joseph" und tangiert auch das "t" und das "n" im Nachnamen "Stalin".

Bezeichnend für die Siegermächte war, daß sie die mehrfach von einander abweichenden Protokolle der Konferenzen von Teheran, Jalta und Potsdam erst während des "Kalten Krieges" publizierten. Die ersten US-amerikanischen Teheran-Publikationen erschienen im Mai 1961, die ersten sowjetischen im Juli 1961, die ersten US-amerikanischen Veröffentlichungen von Jalta-Unterlagen zur Jahreswende 1955/56, die ersten sowjetischen 1965. 1965/66 wurden in Moskau auch Teile der Potsdamer Dokumente publiziert. In den USA war dies 1961 (mit Vorwort-Datierung vom 15. März 1960 für den ersten und vom 23. März 1960 für den zweiten Band) geschehen.

Daß in der Potsdamer Dokumentation vom 1. August 1945, auf das sich die weitaus meisten Interpreten beziehen, nur einmal, und zwar im Artikel XIII, der sich lediglich mit der Ausweisung der Deutschen aus Polen und der Tschechoslowakei befaßt, von einem "Abkommen" die Rede ist, hat offensichtlich niemanden gehindert, die Konferenz insgesamt als "Abkommen" zu titulieren, obwohl es in der "Mitteilung" für die Weltöffentlichkeit ansonsten wechselweise beispielsweise immer nur heißt, "Die Konferenz prüfte einen Vorschlag der Sowjetregierung ...", sie nahm "zur Kenntnis", "prüfte ..." und "hat die Fragen ... der Betrachtung unterzogen".

Stalins Äußerungen über die von ihm angestrebte Deutschland-Politik verstanden seine westlichen Gesprächspartner nicht so, wie es nötig gewesen wäre. Als Churchill beispielsweise während der zweiten Vollsitzung am 18. Juli die Frage stellte, was unter dem Begriff "Deutschland" gemeint sei, antwortete Truman mit der Frage, wie "die sowjetische Delegation diese Frage" auffasse, was Stalin als Aufforderung auffaßte, - wie in Jalta - die Meinungsführerschaft zu übernehmen. "Deutschland", so sagte er, "ist das, was es nach dem Krieg wurde. Ein anderes Deutschland gibt es jetzt nicht ... Deutschland ist, wie man bei uns sagt, ein geographischer Begriff. Wollen wir es vorläufig so auffassen! Man darf nicht von den Ergebnissen des Krieges abstrahieren ... Es hat sich infolge des Krieges verändert, und so fassen wir es auf." Churchills ausdrückliche Bemerkung, daß er vom "Vorkriegs-Deutschland" ausginge, befindet sich lediglich im US-Protokoll. Im russischen Protokoll taucht sie nicht auf.

Churchill, der während der vom 14. bis zum 25. Januar 1943 stattfindenden Konferenz von Casablanca die Errichtung einer zweiten Front gefordert hatte und auf der vom 17. bis zum 24. August 1943 tagenden Konferenz von Quebec dafür eingetreten war, Deutschland nach dem Ende des Krieges keinen Friedensvertrag zu gewähren, nahm in Potsdam die zu der Zeit mit seinen Vorstellungen durchaus noch verwandten Zielvorstellungen Stalins ohne angemessene Gegenwehr hin. Er schätzte Stalin zwar richtig ein, war aber außerstande, sich gegen den Stalin anders sehenden Roosevelt durchzusetzen, der nach der Konferenz die bedingungslose Kapitulation Deutschlands (Unconditional Surrender) als alliiertes Kriegsziel proklamiert und im Februar 1944 sein Einverständnis mit der West-Verschiebung der polnischen Grenze erklärt hatte. Zehn Jahre später, als der "Kalte Krieg" sorgsam gehütete "Geheimnisse" hochspülte, memorierte er in seinen Erinnerungen: "Erst in unserer Sitzung vom 21. Juli (1945) kamen wir auf Polen zurück. Die Sowjet-union wünschte, die Westgrenze Polens sollte westlich von Swinemünde zur Oder verlaufen, Stettin auf polnischer Seite belassen, dann der Oder bis zur Einmündung der westlichen Neiße und schließlich diesem Fluß bis zur tschechoslowakischen Grenze folgen. Truman wies auf unsere Vereinbarung hin, Deutschland auf der Grundlage seiner Grenzen von 1937 in vier Besatzungszonen aufzuteilen. Die Briten und Amerikaner seien demgemäß in ihre neuen Zonen zurückgegangen, aber die Sowjetregierung habe anscheinend den Polen eine eigene Zone eingeräumt, ohne sich mit uns darüber zu beraten. Wenn diese Zone aber nicht als ein Teil Deutschlands behandelt werde, wie seien dann die Reparationen und alle sonstigen deutschen Probleme zu regeln? Stalin bestritt, den Polen eine eigene Zone gegeben zu haben. Die Sowjetregierung sei außerstande gewesen, ihnen Halt zu gebieten. Die deutsche Bevölkerung sei mit den deutschen Armeen nach Westen geflohen. Nur die Polen seien zurückgeblieben. Irgend jemand müsse die Etappengebiete der Sowjetarmeen verwalten. Diese seien es nicht gewohnt, Schlachten zu schlagen, Gebiete zu befreien und gleichzeitig eigene Verwaltungen einzurichten. Warum sollte man das nicht den Polen überlassen?"

Daß die deutsche Bevölkerung mit den deutschen Armeen nach Westen geflohen sei, so daß die "Etappen-Gebiete" von der Sowjetarmee verwaltet werden müßten, war eine dreiste Lüge. Tatsache war dagegen, daß bis zum Tage der Kapitulation mehr als fünf Millionen Deutsche in den deutschen Ostgebieten und in Polen verblieben waren. Im Sommer 1945, nach der Rückkehr vieler Flüchtlinge, waren es rund 5.650.000.

Molotow erklärte während der Moskauer Außenministerkonferenz vom 9. April 1947, daß die polnische Regierung bis zum 1. Januar 1947 6.578.000 Deutsche ausgewiesen habe - und immer noch weitere 400.000 im Lande seien.

Auf Stalins unmißverständlichen Hinweis in Potsdam, daß die Sowjets eine womöglich in Königsberg auftauchende Verwaltung "fortjagen" würden, wußte Truman lediglich mit dem Hinweis zu reagieren, daß in Jalta doch vereinbart worden sei, daß "die Territorialfragen auf der Friedenskonferenz entschieden werden" müßten. Stalins Antwort lautete: Deutschland "ist ein Land, das keine Regierung ... keine fixierten Grenzen hat, weil die Grenzen nicht von unseren Truppen festgelegt werden. Deutschland hat überhaupt keine Truppen, Grenztruppen eingeschlossen, es ist in Besatzungszonen zerteilt ... Es ist ein zerschlagenes Land." Stalin wußte zwar, daß die Vorgabe, Deutschland sei mit seiner Niederlage letztlich auch als Völkerrechtssubjekt untergegangen, zugleich auch den Schluß implizierte, als Siegermacht bis zum Abschluß eines Friedensvertrages keine Zugriffsmöglichkeiten auf "Deutschland als Ganzes" zu haben, weil es in dem Falle kein Bezugsobjekt gäbe, doch er konnte nicht erst seit dem Beginn dieser Konferenz davon ausgehen, daß seine Gläubiger USA, Kanada und Großbritannien, die ihm während des Krieges Material für rund zwölf Milliarden Dollar geliehen hatten, deren Rückgabemöglichkeiten sie irgendwie sichern mußten, nichts in den Weg stellen würden, wenn er durchsetzte, was ihm vorschwebte. Von ihnen hatte er 427.000 Kraftfahrzeuge, rund zwei Drittel des Kriegsfuhrparks der Roten Armee, 10.000 Panzer, knapp 19.000 Flugzeuge, 1.900 Lokomotiven, 197 Torpedoboote, 782.973 Tonnen Fleischkonserven, 15 Millionen Paar Schuhe und große Teile der Uniformstoffe auf Kredit bekommen, auf dessen Rück-zahlung die einstigen West- alliierten immer noch hoffen.

Die Bezeichnung "Potsdamer Abkommen" statt Potsdamer oder "Berliner Konferenz", reflektiert die Bilanz einer Politik, die auch der außenpolitisch sehr versierte Churchill nicht in andere Bahnen zu lenken vermochte. Lord Moran, sein Leibarzt, der sein uneingeschränktes Vertrauen besaß und ihn ständig sorgfältig beobachtete, schrieb am 24. Juli 1945 in sein Tagebuch: "Jetzt ist es zu spät, Stalin in die Schranken zu weisen." "Er [Churchill] weiß, daß der Zeitpunkt, Grenzen zu ziehen, verpaßt ist. Die Rote Armee flutet über Europa hinweg. Und sie wird bleiben, wo sie sich einmal festgesetzt hat."

Hitler, dem seine 1945 in US-Gefangenschaft geratenen Ärzte 1945 nicht nur übereinstimmend attestierten, bis zum Schluß über ein "ausgezeichnetes" Orientierungsvermögen und über ein "hervorragendes" Erinnerungs-vermögen verfügt zu haben, das sowohl "nahe und fernliegende" als auch statistische und persönlichkeitsbezogene Details und Zusammenhänge "sofort" und "vortrefflich" parat hatte, sondern auch bescheinigten, ein "vorzügliches" Urteilsvermögen "über Zeit- und Raumbeziehungen" gehabt zu haben sowie frei von "krankhaften Ängsten oder Zwangsvorstellungen ... Hallu-zinationen, Illusionen oder paranoiden Neigungen" gewesen zu sein, ahnte nicht erst seit Jalta, was kommen würde. Daß ihn zu der Zeit, wie beispielsweise Joachim Fest, der die Berichte der Hitler-Ärzte nicht kannte, 1973 in seiner Hitler-Biographie fabulierte, ein "nachlassendes Gedächtnis und ... mangelnde Konzentrationsfähigkeit" plagten, ist eine Legende, die Hitler zu einer Figur stilisiert, die es bis zu dessen Selbstmord niemals gegeben hat. Hitler, der bereits seit Mitte Dezember 1942 ahnte, daß er den Krieg verlieren würde, wußte genau, was Deutschland nach der militärischen Niederlage zu erwarten hatte.

Am 6. Februar 1945 hatte er - nach den Gesprächsprotokollen Martin Bormanns - in Berlin im Hinblick auf die in Jalta diskutierten Beschlüsse sinniert: "An unseren Grenzen wütet der Kampf, und bald wird das Reichsgebiet zum Schlachtfeld. Der Feind konzentriert seine vereinten Kräfte zum letzten Ansturm. Es geht für ihn nicht darum, uns zu besiegen; sie wollen uns vernichten. Unsere Feinde haben beschlossen, das Reich zu zerstören, die nationalsozialistische Weltanschauung auszurotten und das deutsche Volk zu versklaven, um es für seinen Glauben an den Nationalsozialismus zu bestrafen. Es ist fünf Minuten vor zwölf ... Man kann uns vielleicht ausrotten, aber man wird uns nicht widerstandslos ins Schlachthaus abführen." Am 2. April 1945, 28 Tage vor seinem Selbstmord und dem katastrophalen Toresschluß für das NS-Regime, sagte er: "Wenn wir in diesem Krieg unterliegen müssen, dann wird es sich um eine totale Niederlage für uns handeln können. Unsere Gegner haben ihr Ziel laut genug verkündet, um uns wissen zu lassen, daß wir uns keinen Illusionen über ihre Absichten hinzugeben haben ... Mit Grauen denke ich an ein von den Siegern in Stücke gehauenes Reich." n

Clement R. Attlee: Nachdem seine Partei einen Tag zuvor die Unterhauswahlen gewonnen hatte, löste der Labour-Vorsitzende am 28. Juli 1945 Winston Churchill als Führer der britischen Konferenzdelegation ab. Foto: Deutsches Historisches Museum

 

Die "Großen Drei" auf der Potsdamer Konferenz: Winston Churchill, Harry S. Truman und Josef Stalin Foto: Bundesarchiv

 

Franklin D. Roosevelt (rechts): Der US-Präsident war zum Zeitpunkt der Konferenz bereits seit einigen Wochen tot, doch wirkte die ihm eigene Verharmlosung Josef Stalins (links) auch noch in Potsdam verhängnisvoll. Foto: Deutsches Historisches Museu
 
     
     
 
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