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Der "Muff der Adenauer-Jahre" ist zu einer ständigen Redewendung einer mit ideologischem Eifer betriebenen Geschichtsklitterei geworden. Sie wird von der politischen Linken und mit ihr von den 68ern und ihren literarischen und historischen Apologeten gehegt und gepflegt und bis in unsere Tage propagiert .
Ende der 60er Jahre wurden radikale Weltverbesserungsphantasien als "Erneuerung" verkündet, vermischt mit marxistischer Gesellschaftskritik in pseudo-wissenschaftlichem Gewand und vermischt mit liberalistischem "zivilen Ungehorsam". Der so geäußerte Überdruß an der Adenauer-Erhard-Ära, der "Wirtschaftswunderrepublik", ging überdies eine Verbindung mit der These von der "deutschen Kollektivschuld" an den nationalsozialistischen Verbrechen ein. Gegen diese These hatte sich schon Ende 1949 der erste Bundespräsident Theodor Heuß gewandt. Er prägte dabei den Begriff einer "Kollektivscham", die nach der erschreckenden Konfrontation mit dem im deutschen Namen verübten Unrecht die Empfindungen der Mehrheit der Deutschen beherrschte.
Die aus alledem gewachsene Ideologie der 68er führte schließlich zu bürgerkriegsähnlichen Verhältnissen, bei denen zunächst "Gewalt gegen Sachen" für angebracht gehalten und "Gewalt gegen Personen" in Kauf genommen wurden. Mit der sogenannten "Rote Armee Fraktion" eskalierten diese pseudo-intellektuellen Leichtfertigkeiten schließlich zu Terror mit Mord und Gewalt, der seine blutige Spur noch lange durch die Geschichte der Bundesrepublik zog und zu der schließlich sogar die große Mehrheit der 68er und ihrer professoralen Ziehväter auf Distanz ging und damit eine Erschütterung ihres ideologischen, infantilen Weltbildes erleben mußte. Was blieb ihnen danach noch übrig?
Einzige Grundlage zur Romantisierung ihrer eigenen Jugendsünden bleibt in den Köpfen und im Handeln dieser politisch gescheiterten, aber mittlerweile etablierten 68er die Verunglimpfung der beiden ersten Jahrzehnte der Bundesrepublik als eines angeblich reaktionären, gegen politische und soziale Erneuerung gerichteten Staatswesens. Die Machtausübung der 68er und ihrer Mitläufer in weiten Bereichen des gesellschaftlichen und des deutschen öffentlichen Lebens, besonders der Medien, wurde und wird mit der angeblichen Überwindung der "reaktionären und muffigen" Adenauer-Erhard-Zeit legitimiert. Die intellektuell leichtgewichtigen 68er bescherten sich damit im nachhinein selbst ein Erfolgserlebnis, das sie als gesellschaftspolitische Helden erscheinen ließ.
Zeitzeugen dieser Jahre wissen es besser: Die Adenauer-Erhard-Ära im Westen Deutschlands war eine zukunftsgerichtete, lebendige, kraftvolle Zeit, weit entfernt von Muff und Mief. Sie war geprägt von Fleiß, Aufbauwillen und Zielstrebigkeit und auf die deutsche Einheit in Freiheit ausgerichtet. Konrad Adenauer führte die Bundesrepublik an die Seite des freiheitlich- demokratischen Westens und legte den Grundstein für die europäische Einheit. Diese wurde zum Sperriegel für den ideologisch bedingten kommunistischen Griff nach der Weltherrschaft. "Alle Wege des Marxismus führen nach Moskau" lautete die einfache, klare Wahrheit. Dazu gehörte Mut und Überzeugungskraft - jedenfalls alles andere als spießiger Muff.
Ludwig Erhard setzte als Bundeswirtschaftsminister seine geheime Denkschrift in politisches Handeln um, die er 1943/44 für Carl Goerdeler, das Haupt des Widerstandes gegen Hitler, geschrieben hatte. Unter den Bedingungen des verheerenden wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruchs Deutschlands und vieler Anfeindungen war das eine mutige Tat, die eine Aufbruchstimmung schuf und von den Deutschen mit Fleiß, zielstrebiger Kraft und Ausdauer getragen und gestaltet wurde. "Es geht aufwärts", "Alle sollen besser leben" und "Wohlstand für alle" waren Ausdruck des genauen Gegenteils von Spießigkeit und Muff.
Auch das lebendige intellektuelle Leben war eindrucksvoll. Eugen Kogons "SS-Staat" bewegte die Menschen, Carl Zuckmeyer mit "Des Teufels General", Helmut Käutners "Die letzte Brücke", Heinrich Bölls kritisches Schaffen sind Beispiele für reges und eindrucksvolles literarisches und filmisches Schaffen, die "documenta" in Kassel öffnete Deutschland der internationalen Kunst: alles in allem Gegenbeweise für die Behauptungen von steriler, geistiger Öde einer Epoche.
Den unter ausbeuterische kommunistische Herrschaft geratenen Deutschen zwischen Rügen und dem Thüringer Wald wurde durch die Existenz der Bundesrepublik die Hoffnung auf Freiheit erhalten. Am 17. Juni 1953 wurde ihr Aufbegehren von sowjetischen Panzern niedergewalzt. Ihre Massenflucht aus dem kommunistischen System wurde am 13. August 1961 mit dem Bau der Mauer, dem "antifaschistischen Schutzwall" gestoppt. Millionen Flüchtlinge leisteten - ebenso wie Millionen Heimatvertriebener - im Westen mit Fleiß ihren Beitrag zum "Wirtschaftswunder". Mannigfaltige Verbindungen des geteilten Volkes blieben erhalten und wurden gepflegt, soweit das von der DDR-Obrigkeit zugelassen wurde. Das sozialistische Wirtschaftssystem brachte die Menschen in der DDR um die Früchte ihres Fleißes und ihrer Leistung. Offiziell galt: "Wo ein Genosse ist, da ist Partei" und inoffiziell hieß es: "Die HO macht uns k. o." Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der dadurch veränderten weltpolitischen Situation konnten sie sich 1989 mit der großen deutschen Revolution aus eigener Kraft den friedlichen Weg zur deutschen Einheit ertrotzen und aller Welt zeigen: "Wir sind ein Volk".
Die Jahre nach 1945 verdienen es, im Bewußtsein der Deutschen einen Platz einzunehmen, der Patriotismus und Selbstachtung rechtfertigt.
Bildungssektor ist nicht unterfinanziert
Deutschland hat wieder schlechte Noten für Bildung erhalten. In einer aktuellen OECD-Studie fällt das Land weiter zurück. Nicht nur, daß es hierzulande in Bezug auf die Zahl der Schulabgänger zu wenig Studenten gäbe (20,6 Prozent gegen 34,8 im OECD-Durchschnitt), auch die Bildungsausgaben seien unter dem Durchschnitt der 30 untersuchten Industrienationen. So lag laut OECD der Anteil öffentlicher und privater Bildungsausgaben am Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2003 in Deutschland mit 5,3 Prozent deutlich unter dem allgemeinen Durchschnitt von 5,9 Prozent.
Doch hiergegen wehrt sich das "Institut der deutschen Wirtschaft Köln" (IW) massiv. So könne man die unterschiedlichen Systeme nur schwer miteinander vergleichen. Hätte die Studie die Pensionsverpflichtungen gegenüber den deutschen Lehrkräften vollständig mit einbezogen, hätte sich ein ganz anderer Wert ergeben. So wurden statt gezahlten zehn Milliarden Euro nur sieben Milliarden Euro angerechnet. Auch sei nicht bedacht worden, daß in Ländern wie Schweden und Finnland Nachhilfeunterricht mit zum schulischen Förderprogramm gehöre. In Deutschland würden diese Kosten von den Eltern in Form von nicht berücksichtigtem Nachhilfeunterricht getragen. Im Ganzen verweigert sich das IW der Vermutung, die deutschen Bildungs-Defizite lägen am Geldmangel. |
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