Streit um Hans

Zwischen Dänemark und Kanada herrscht derzeit eine frostige Stimmung. Grund für die Abkühlung der transatlantischen Nachbarschaftsbeziehung ist Hans, eine nur 1,3 Quadratkilometer große Insel nordwestlich von Grönland, auf die beide Länder seit Jahrzehnten Anspruch erheben.

Lange Zeit war das Streitobjekt aus dem Blickfeld der aktuellen Politik geraten. Seit 1973 die Seegrenzen zwischen Kanada und Grönland offiziell festgelegt worden waren, gab es auch keinen Grund, sich feindlich gesinnt gegenüberzustehen. Allerdings war bei den Verhandlungen ein Teilstück des Grenzverlaufs von 875 Metern umstritten geblieben, doch im Laufe der Jahre geriet dieses in Vergessenheit.

Als im Juni dieses Jahres allerdings nicht nur kanadische Soldaten, sondern auch der kanadische Verteidigungsminister Bill Graham der Insel, die sich genau in diesem umstrittenen Teilstück befindet, einen Besuch abstatteten, fühlten sich die Dänen und Grönländer provoziert. Es handle sich hier um ein "inakzeptables Betreten" von dänischem Boden, hieß es aus Kopenhagen und Nuuk, der Hauptstadt des zu Dänemark gehörenden Grönland. Die Insel Hans gehöre historisch, geographisch und geologisch gesehen zu Grönland, erklärte der dänische Regierungschef Anders Fogh Rasmussen

. Sollte Kanada dies nicht anerkennen, würde man eine "neutrale internationale Instanz" hinzuschalten.

Zur Erleichterung Dänemarks hat sich Kanada erst einmal bereit erklärt, im September am Rande der Uno-Vollversammlung in New York gemeinsam nach einer Lösung in der Grenzfrage zu suchen. Rasmussen bezeichnete Kanadas Verhandlungsbereitschaft als vernünftig, da der Streit um die Insel "nicht in die moderne Welt" passe. Gleichzeitig entsandte er aber ein Boot der dänischen Marine nach Hans, um dort eine dänische Flagge zu hissen.