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Im Interesse der Kinder wird der Kampf in Berlin zum Thema Werte- oder Religionsunterricht bestimmt nicht geführt. Hier geht es viel mehr um verschiedene Weltauffassungen und derzeit sieht es so aus, als ob die PDS sich gegen alle Widerstände, teilweise auch aus dem SPD-Lager, durchgesetzt hat.
Bisher hatten die Berliner Schüler die Möglichkeit, freiwillig den von den verschiedenen Konfessionen angebotenen Religionsunterricht an ihren Schulen zu besuchen. Eine Option, von der nur knapp die Hälfte der Kinder und Jugendlichen Gebrauch machte. Da die Situation "Religion oder Eisdiele" nicht länger tragbar war, mußte eine neue Regelung gefunden werden.
Natürlich will auch die PDS nur "das Beste" für die etwa 300.000 Schüler in der deutschen Hauptstadt. Im jetzt beschlossenen, für alle Schüler verbindlichen Unterrichtsfach "Lebenskunde, Ethik, Religionskunde" sollen Kinder laut der PDS-Fraktionsvorsitzenden Carola Freundl auch lernen, "ihre Herkunftsreligion zu relativieren". Wer dann immer noch Religionsunterricht haben möchte, könne den freiwillig in den Nachmittagsstunden besuchen.
Solche Aussagen machen die atheistisch geprägte PDS-Ideologie, die hinter der ganzen Debatte steht, ziemlich deutlich, auch wenn Bürgermeister Wowereit die SPD-Begründung für diese Entscheidung als Mittel für eine bessere Integration umdeutet. Man wolle integrieren und nicht separieren, so der SPD-Politiker, der den Werteunterricht als einzige Möglichkeit angibt, in einer Stadt wie Berlin mit 440.000 Ausländern aus über 100 Nationen alle Kinder zusammen zu unterrichten.
Daß sich CDU und CSU über diese Entscheidung aufregen, war zu erwarten, aber selbst Bundestagspräsident Thierse (SPD) hält den verpflichtenden Werteunterricht für verfassungsrechtlich durchaus problematisch. Thierse spricht sich offen für die Gleichberechtigung von Werte- und Religionsunterricht aus. Doch zu seinem Bedauern hat die Bundes-SPD keine Möglichkeit der Einflußnahme auf die Politik der Landespartei und die folgt in ihrem Tun der PDS.
"Wenn man den Religionsunterricht abschafft und damit die Möglichkeit, feste christliche Werte zu erkennen, dann läßt man die Menschen im Stich", ereiferte sich der bayrische Ministerpräsident
Stoiber und steht mit seiner Meinung keineswegs alleine da. Doch die Berliner Genossen läßt das kalt. Statt ein Einsehen zu haben, kommen diskriminierende und verletztende Bemerkungen. "Ich möchte den Katholiken nicht absprechen, daß sie auch Werte haben", so die SPD-Landtagsabgeordnete und Lehrerin Monika Buttgereit, "aber das sind nicht die Werte, die ich mit Schülern diskutiert haben will." Für gelebten Glauben und Indoktrin ation sei an Schulen kein Platz.
Daß von Indoktrination nicht die Rede sein kann, belegen zahlreiche andere Bundesländer. Hier führen Lehrer und nicht Kirchenvertreter den Religionsunterricht. Sie führen schon die Kleinen an die christliche Religion heran und informieren später auch über die anderen großen Religionen. Religionsunterricht ist hier nichts anderes als Werteunterricht, Werte auf denen unsere Gesellschaft basiert, auch wenn vieles im Laufe der letzten Jahrzehnte im Alltag immer mehr in Vergessenheit geraten ist.
Deutschland ist ein christliches Land, auch wenn die zahlreichen Kirchenaustritte eine andere Sprache sprechen. Die Kirche hat das Land entscheidend in seinem Werdegang beeinflußt. Wer in diesem Land lebt, muß die dazugehörige Religionsauffassung zumindest ansatzweise kennen, denn die christliche Religion hat uns immerhin mit zu dem gemacht, was wir sind, sie ist ein Teil der deutschen Identität. Fritz Hegelmann |
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