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Werner Münch, wegen der "Raffke-Affäre" gescheiterter CDU-Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, ist dank der Fürsorge des Kanzleramtes weich gefallen: Er wird in Kürze Repräsentant der Deutschen Bahn AG in Brüssel. Eigentlich sollte er bei der Internationalen Arbeitsorganisation in Uruguay für ein Jahressalär von 180 000 Mark untergebracht werden, doch heftiger öffentlicher Protest ließ seine Bonner Freunde zurückzucken. Nun gehts also nach Brüssel.
Münch dürfte nach Einschätzung Brüsseler Kreise am EU-Sitz weit mehr bekommen als die 180 000 Mark, die ihn in Uruguay erwartet hätten. Außerdem sind kostenlose Wohnungen und Dienstwagen für Brüsseler Firmenlobbyisten üblich. Münchs Berufung ist ungewöhnlich, weil der Brüsseler Bahn-Repräsentanten-Posten derzeit von einem mittleren Beamten, "der nicht einmal Ministerialgehalt hat" (ein Insider), besetzt ist. Auch ein anderes Staatsunternehmen, die Deutsche Post AG, ist in Brüssel nur mit einem mittleren Beamten vertreten.
Münch hatte sich zwar (gerichtlich bestätigt) formal in der "Raffke-Affäre" nichts zuschulden kommen lassen, moralisch war es indes fragwürdig, daß er sich ein weitaus höheres Gehalt auszahlen ließ, als seinen mitteldeutschen Kabinettskollegen zustand. Aber was solls: Auch in der Union werkeln Seilschaften erfolgreich. L. H.
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