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Urlaubstücken

 
     
 
In ihrem Wanderurlaub hatten sich Patrick und Regina die Besichtigung von Burgen und Schlössern vorgenommen. Heute stand "Schloß Wiesenburg" auf ihrem Plan. Gegen Mittag bemerkte Patrick, daß er seine Wanderkarte im Hotel hatte liegen lassen. Ratlos standen die beiden an einem Kreuzweg und wußten nicht weiter. Patrick strich sich die verschwitzten Haare aus der Stirn. "Da vorne ist eine Tankstelle. Dort wird man uns sicher weiter helfen können."

Der Tankstellenbesitzer kam auch sogleich mit hinaus und erklärte: "Also, Sie gehen geradeaus, bis Sie am Ende der Straße auf der linken Seite eine andere Tankstelle sehen, dann biegen Sie um die Ecke und laufen bis zur nächsten Tanke am Marktplatz. Na, und dann müssen Sie halt noch einmal fragen."

Als sie den beschriebenen Weg hinter sich hatten, kamen sie erneut an eine Wegbiegung. Sie wandten sich an einen Bauern, der gemächlich mit seiner Sense das hohe Gras abmähte.

"Schloß Wiesenburg? Nu freili." Der Bauer zeigte mit seiner blinkenden Sichel geradeaus. "Sie könne de Weg gar net verfähle, wenn S hier am Weizefeld entlang schleiche. Danach laufe Se am Rübefeld vorbei, biege links um de Rogge und nähme längs de gelbe Raps mit. Danach könne Se ja nochemal frage, gell!"

Auch diese Anweisung befolgend erreichte das Paar ein stattliches Dörfchen, das in völliger Stille den heißen Mittag verschlief. Die Straßen waren menschenleer, nur ein struppiger Köter strich den Eheleuten um die Beine. "Ich frage mal eben an der Pizzabude nach dem weiteren Weg", meinte Regina und war schon über das holperige Kopfsteinpflaster zur anderen Straßenseite voraus gegangen. Der Verkäufer
herrlich duftender Pizzas servierte den Wanderern zuerst einmal zwei seiner frisch gebackenen Kunstwerke, pflanzte sich dann mit beiden Ellenbogen auf die Theke und erklärte: "Gehen bis zur Straße, wo links steht Baguette-Stübchen. Dann nach rechts einbiegen in Einbahnstraße, finden Sie Fischbude. Dort ganz frischer Tintenfisch, superrrr! Von da aus hundert Schritt etwa, bis kommen an Pizzeria ,Caldoni . Nun sind Sie schon beinah am Feldweg, wo Sie kommen zu Castel Wiesenburg. Alles capito?"

Die Wanderer bedankten sich herzlich, richteten sich nach den beschriebenen lukullischen Wegweisern und erreichten auf diese Art ihr Ziel.

Patrick und Regina standen längst wieder hinter der Theke ihrer kleinen Bäckerei, als eine ältere Frau in den Laden trat und nach dem Weg zum Rathaus fragte. Patrick ging mit ihr hinaus und legte los: "Also, Sie gehen bis Ecke Liebigstraße, an deren Ende die Bäckerei Rolloffsen steht. Dann geht es weiter geradeaus, bis Sie zur Bäckereigenossenschaft Hansen kommen. Von da aus sind s dann nur noch zweihundert Meter bis zur Konditorei Köttmann. Daneben finden Sie das Rathaus." Die Frau bedankte sich und ging.

Patrick fing an zu kichern, weil er an seinen Wanderurlaub denken mußte. Zurück im Bäckerladen meinte er zu seiner Frau: "Du - wenn man dich nach dem Weg zum Rathausplatz fragte, wie würdest du das erklären?"

Regina sah ihrem Mann verständnislos ins lächelnde Gesicht und sagte: "Das ist doch die einfachste Sache der Welt, Patrick. Ecke Liebigstraße bis zur Bäckerei Roloffsen, dann geradeaus bis zur Bäckereigenossenschaft ..."

Ihre letzten Worte gingen im Gelächter ihres Mannes unter.
 
     
     
 
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