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Die Älteren am Stammtisch im Deutschen Haus konnten sich genau erinnern: "Fringsen" wurde nach dem Zweiten Weltkrieg das "Organisieren" von Kohlen im kalten Hungerwinter 1946 genannt. Vor 60 Jahren sprangen Kinder auf die Eisenbahnzüge, mit denen die Ruhrkohle ins Ausland abtransportiert wurde. Sie warfen Kohlen denen zu, die neben den Gleisen darauf warteten, gewissermaßen auf einen "Rausschmiß" mit positiven Folgen. Darum auch hatte der Kölner Erzbischof Frings Verständnis für diesen Notwehrakt zur Erhaltung des Lebens und der Gesundheit gezeigt, der seitdem "Fringsen" genannt wird.
60 Jahre später sieht Deutschlands Welt anders aus, meinte der Stammtisch. In einem heißen Fußballsommer herrschen Heiterkeit und Freude, zeigt sich patriotisch es Selbstbewußtsein mit Fahne und Hymne - und doch wurde wieder "gefringst". Diesmal aber anders. Es gab einen Rausschmiß mit negativen Folgen. Bei der Fußball-WM wurde der deutsche Mittelfeldspieler Torsten Frings auf Beschluß der Fifa nach dem Spiel gegen Argentinien gesperrt und durfte nicht gegen Italien antreten.
Der Stammtisch teilte die Meinung des britischen "Guardian" daß Frings zuvor der "bislang wohl wichtigste deutsche Spieler bei der WM und der beste Mann beim Viertelfinale gegen Argentinien" gewesen sei. Ausgerechnet auf Grund einer Untersuchung des italienischen Fernsehens soll Frings einen argentinischen Spieler nach Spielende geschlagen haben, der allerdings selbst einen solchen Schlag gar nicht bemerkt haben will.
Frings selbst meinte dazu, diese Sperre sei "ein Witz". "Ich fühle mich um den Lohn gebracht. Die Fifa hat meinen Traum zerstört." Für die Italiener, deren Fußball tief in mafiotische Strukturen verstrickt ist, war nun der Weg frei in ein Spiel gegen die Deutschen ohne Frings und damit öffnete sich für Italien die Tür zur Weltmeisterschaft.
"Fringsen" vor 50 Jahren und heute: Der Stammtisch meinte, es könne nicht schaden, wenn man sich einmal vor Augen führt, welche Lebenswirklichkeiten sich mit dem Namen Frings verbinden und die Menschen in unserem Land einst und heute umtrieben und bewegten. |
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