|
Die Arbeitsgruppe „Deutschlehrer im Ausland“ des Vereins Deutsche Sprache e. V. (VDS) hat eine Offene-Briefe-Aktion für bessere Sprachpflege gestartet.
Wie das VDS-Organ Sprach-Nachrichten in seiner Oktober-Ausgabe berichtete, soll mit den Briefen an die bundesdeutschen und österreichischen Zentral- und Landesregierungen, an wichtige Politiker und Medien auf die immer schwierigere Lage deutscher Auslandsschulen aufmerksam gemacht werden.
So sind von den massiven Kürzungen im Kulturetat des Berliner Auswärtigen Amtes auch die Zuschüsse für diese Schulen betroffen. In der laufenden Legislaturperiode gibt es einen Rückgang um 42 auf insgesamt 337 Millionen Mark.
Zu den unmittelbaren Leidtragenden der Sparmaßnahmen und drohender weiterer Kürzungen gehören die rund 300 000 Deutschlehrer und Germanistikdozenten, die außerhalb des eigenen Sprachraums arbeiten und ungefähr 16 Millionen Schüler erreichen - Tendenz rückläufig.
Die über 300 Mitglieder der VDS-Arbeitsgruppe „Deutschlehrer im Ausland“ beklagen die schwindende Attraktivität des Deutschen und erklären diese nicht zuletzt mit dem massenhaften Eindringen von Anglizismen und der Geringschätzung, die man in der Heimat von offizieller Seite für eine verantwortungsbewußte Sprachpflege hegt.
Während im Baltikum, in Polen, Frankreich, Finnland, Norwegen, Island, Spanien und etlichen anderen Ländern rund um den Globus neue Sprachschutzregelungen durchgesetzt wurden, gibt es in Deutschland in dieser Hinsicht eine breite Ablehnungsfront, die selbst Organisationen wie die Goethe-Institute oder den Internationalen Deutschlehrerverband einschließt.
Viele Deutschlehrer vor Ort fühlen sich angesichts dieser Untätigkeit allein gelassen. Besonders groß ist der Unmut in Lettland, wo die mit über 100 Mitgliedern größte der VDS-Arbeitsgruppen tätig ist. Auch die Goethe-Gesellschaft Riga, zahlreiche Gymnasien und Leiterinnen der Germanistik-Abteilungen der Hochschulen gehören dem Sprachverein an.
In dem bereits Anfang Juni veröffentlichten und von der Referentin für den Deutschunterricht im Rigaer Bildungsministerium, Vesma Ludriksone, mit unterzeichneten Offenen Brief des Deutschlehrerverbandes in Lettland heißt es u. a.: „Wir, die Deutschlehrer in Lettland, sind betroffen über die zunehmende Flut der englisch-amerikanischen Sprachbrocken im heutigen Deutsch.
Es ist unverständlich, daß die weitaus größte Sprachgruppe in der Europäischen Union sich kritiklos einer Mischsprache in die Arme wirft. Diese Tatsache bleibt bei Eltern und Entscheidungsträgern im Ausland nicht unbemerkt und wirkt entmotivierend auf alle, die Deutsch lernen wollen. Wenn Deutsch das Anglo-Amerikanische kopiert, zieht jeder das Original vor.
Wir haben in Lettland eine lange deutsch-baltische Geschichte und lernten Deutsch traditionell als erste Fremdsprache, nach der Wende wahlweise mit Englisch und Russisch. Dieser Deutschunterricht erbrachte gute Ergebnisse. Inzwischen wird, infolge abnehmenden Interesses, immer mehr Englisch als erste Fremdsprache gewählt (bis auf wenige besondere Schulen), was die künftigen Deutschschülerzahlen drastisch herabsetzen wird. Auch als zweite Fremdsprache wird Deutsch bereits von Russisch überholt.
Es ist bekannt, daß der Deutschunterricht im Ausland Interesse und Sympathie für die deutschsprachigen Länder erweckt und die Deutschlehrer im Ausland die wichtigsten Verbreiter eines positiven Bildes sind. Wenn jedoch die aktuelle Mißachtung der deutschen Sprache in ihrer Heimat anhält, verlieren wir unseren Arbeitsplatz und Sie so manchen Freund und Botschafter des guten Willens. (...)
Sie schützen vorbildlich Ihre Umwelt und Ihre schönen Fachwerkhäuser, aber ist es nicht die schöne deutsche Sprache auch wert, geschützt zu werden? Die Sprache Goethes, Kants und Brechts ist Teil des gemeinsamen Weltkultur-Erbes, das wir gemeinsam verteidigen müssen.“ (MS)
Verein Deutsche Sprache (VDS) e. V., PF 10 41 28, 44041 Dortmund, Tel.: 0231-7948520
|
|