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Alle Jahre wieder kommt das Christuskind, auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind ..." Die Töne klingen ein wenig "schief", und doch ist dieses wundervolle Weihnachtslied auf Anhieb zu erkennen. Eine kundige Hand hat die Glöckchen am Eingangstor zur Weihnachtsausstellung berührt und hervor kam diese alte Weise. Viel Altes ist zu sehen auf dieser neuen Ausstellung des Altonaer Museums. Bereits zum 14. Mal hat das Haus in Hamburg seine Tore für das Christkind, den Weihnachtsmann , Sankt Nikolaus & Co. geöffnet. Dieses Mal wollen sie zeigen, wie Weihnachten in Europa begangen wird (dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr; bis 9. Januar). Auf einer Kunsthandwerkermesse werden darüber hinaus an den Wochenenden bis 18. / 19. Dezember verschiedene Arbeitstechniken und Spezialitäten präsentiert.
Weihnachten in Europa - das ist Weihnachten in seiner vielfältigsten Form. 35 Länder werden in Altona vorgestellt. Menschen aus den Regionen von Spanien bis Bulgarien, von Finnland bis Italien berichten von ihren ganz speziellen Weih-nachten. In Schrift und Bild erfährt man einiges über Sitten und Bräuche. Viele Gemeinsamkeiten sind zu erkennen, aber auch viele Unterschiede. Bevor man sich allerdings der geistigen Seite des Christfestes widmen kann, muß man eine ganz besondere Hürde überspringen. Der "Himmlische Laden" lockt mit den herrlichsten kulinarischen Köstlichkeiten europäischer Bäcker. Von Aachener Printen über Hamburger Braune Kuchen bis zu Karlsbader Oblaten und Thorner Katharinchen kann man dort alles kaufen, was das Herz begehrt. Allerdings kein Marzipan - schade! Das findet man nachher während des Rundgangs durch die Ausstellung in einer alten Apotheke, schließlich galt Marzipan einst als Heilmittel.
Wie sehr die Geschmäcker auseinandergehen, merkt man spätestens beim Betrachten der verschiedenen Rezepte für landestypische Spezialitäten zu Weihnachten, die in einer solchen Ausstellung natürlich nicht fehlen dürfen. Einiges reizt zum Nachkochen und -backen. Ob allerdings die mit süßem Teig und Rosinen gefüllten Papageientaucher, die auf den zu Dänemark gehörenden Färöern zu den beliebten Weihnachtsgerichten zählen, dem allgemeinen Geschmack entsprechen, sei dahingestellt. Ganz anders munden da wohl die österreichischen Vanillekipferl, die Zürileckerli aus der Schweiz, die Borleves genannte Weinsuppe aus Ungarn oder der Neujahrskuchen mit Mandeln aus Zypern. Zu den Zutaten dieses Kuchens gehört übrigens auch eine Goldmünze, die in den Kuchen eingebacken wird. Überhaupt findet sich in vielen Ländern der Brauch, eine Münze, eine Bohne oder gar ein Porzellanpüppchen wie in Frankreich oder England in einen Kuchen einzubacken. Der glückliche Finder wird so zum "Held des Tages".
Neben den zahlreichen Gemeinsamkeiten gibt es aber auch viele Unterschiede zu entdecken, nachzulesen übrigens auch in dem von Torkild Hinrichsen bei Husum herausgegebenen Buch "Weihnachten in Europa" (128 Seiten, zahlr. Abb., brosch., 12,95 Euro). In Belgien sind es die öffentlich aufgestellten Weih-nachtskrippen mit teilweise lebensgroßen Puppen; in Dänemark sind es die "Nisse", zwergähnliche Kobolde, die zu Weihnachten die Geschenke bringen; in Griechenland sind es die Kinder, die mit Trommeln und Glocken von Haus zu Haus ziehen und singend die Weih-nachtsgeschichte verkünden; in Island sind 13 Weihnachtskobolde unterwegs, die ihr Unwesen treiben; in Litauen ist es ein rituelles Abendessen mit zwölf verschiedenen fleischlosen Gerichten ... Diese visuelle Reise durch Europa läßt Nachbarn näher aneinanderrücken und sie zeigt, daß Weihnachten ein gemeinsames Erlebnis über alle Grenzen hinweg sein kann.
Peter van Lohuizen
Einheit in der Vielfalt: Zum Christfest erfreuen in Europa nicht nur der Weihnachtsmann, sondern auch andere Gabenbringer wie die Lichtkönigin Lucia und die Sternenjungen aus Skandinavien alt und jung mit Geschenken.
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