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"Ihr erstes Wunder hat die für das erste Halbjahr 2007 bevorstehende deutsche Ratspräsidentschaft in der Europäischen Union (EU) schon vollbracht", stellte der Stammtisch im Deutschen Haus fest.
Hat doch der deutsche Außenminister Steinmeier (SPD) vor der Brüsseler Pressekonferenz die banale Selbstverständlichkeit vorgetragen: "Wir werden in den kommenden sechs Monaten keine Wunder vollbringen können." Allein damit hat er die Verblüffung einiger Diplomaten und Journalisten ausgelöst. Doch das nicht etwa dadurch, was er gesagt hat, sondern wie er es gesagt hat. Hielt doch der deutsche Außenminister diese Pressekonferenz in deutscher Sprache ab.
An dieser Selbstverständlichkeit, so hieß es in Brüssel, wolle Steinmeier auch künftig festhalten, denn Deutsch sei die Sprache mit der zweitgrößten Verbreitung in Europa und den meisten Muttersprachlern. Ob sich mit Steinmeiers Auftritt endlich eine selbstbewußtere Haltung des deutschen Hauptnettozahlers in der EU abzeichne, fragte sich der Stammtisch. Hatte sich doch Österreich während seiner Präsidentschaft mit der Arbeitssprache Englisch abgefunden. Der zu Hause als Bundeskanzler abgewählte Schüssel sei jetzt auf Jobsuche in Europa. "Sicher auf Englisch" munkelt man derzeit in Brüssel. Der Stammtisch, nahm das mehr hämisch als mitfühlend auf.
In Brüssel hieß es auch, in der Sache wolle Steinmeier die deutsche Ratspräsidentschaft nutzen, um als "ehrlicher Makler" einen Ausweg aus der "Verfassungskrise" zu finden, während Bundeskanzlerin Merkel noch jede Gelegenheit nutze, Treueschwüre zur EU-Verfassung abzulegen, die am "Nein" der Franzosen und Niederländer gescheitert ist. Der Stammtisch meinte, da werde wohl deutsche innenpolitische Fallenstellerei betrieben. Ein Wunder wäre das nicht. |
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