|
Das 20. Jahrhundert - Erlebnisse eines Zeitzeugen" spiegelt die Kriegserlebnisse von Werner Gratz wieder. Der Autor berichtet über sein ganz persönliches Schicksal, das dem unbeteiligten Leser manchmal zwar unglaublich erscheint, allerdings die für die damalige Zeit typischen Erlebnisse eines Soldatenlebens aufzeigt. Voller Wehmut erwähnt Gratz die verlorenen Jahre seiner Jugend, die ihm der grausame Krieg unwiederbringlich genommen hat.
Gebannt fliegen die Augen des Lesers über die Buchseiten, wobei ihm der Autor aufgrund der persönlichen Erzählweise das Gefühl gibt, wieder ein kleines Kind zu sein, das bei seinem Opa auf dem Schoß sitzend mit großen Augen einer seiner Geschichten lauscht.
Mit einem gewissen Galgenhumor erzählt Gratz zum Beispiel über ein Latrinenmißgeschick in Rußland, das den Leser trotz der ernstlichen Lage der Soldaten damals ein Schmunzeln abzuringen vermag. Auch die Angst, die zum Kriegsalltag gehörte, läßt der Autor nicht unerwähnt. "Unglücklich und zitternd liegt man im Dreck, allein, kein bekanntes Gesicht, hundekalt. Was konnte, was sollte ich machen? Das Trommelfeuer ging Tag und Nacht. Man konnte kein Auge zumachen. Panikstimmung! Angst!"
Und mag der Leser auch schon viele Artikel und Sachbücher über die Behandlung der Soldaten als Kriegsgefangene in Arbeitslagern gelesen haben, so wirken diese Erzählungen Gratz noch viel erschreckender, da sie direkt von einer Person stammen, die all dies tatsächlich erlebt und nicht lediglich in einer Geschichts vorlesung studiert hat.
Der chronologische Ablauf und der strukturierte Aufbau des Buches garantieren einen guten Lesefluß. Die individuellen Erlebnisse Gratz , verknüpft mit den allbekannten Fakten, bilden ein logisches und erschreckendes Gesamtbild des Zweiten Weltkrieges. Ein Buch, das aufgrund der Authentizität der Ereignisse an alle Interessierten weiterzuempfehlen ist.
Werner Gratz: "Das 20. Jahrhundert - Erlebnisse eines Zeitzeugen", projekte Verlag, Halle 2003, 243 Seiten, 16,35 Euro
|
|